Die vom Einsturz bedrohte Kirche St. Nikolaus an der Flaschenträgerstraße in Englschalking – sie war knapp zwei Jahre geschlossen – ist gerettet. Dank Spenden und vielfältigen Aktionen der Gemeindemitglieder waren mehr als 200 000 Euro (!) zusammengekommen, die morschen Dachstuhlbalken des wie der Turm von Pisa schief stehenden Kleinods konnten saniert werden. Gleichwohl ist die Rettungsaktion noch nicht beendet, denn das Dach muss noch neu gedeckt werden. Aber: Am Sonntag, 9. Juni, wird das derzeit noch eingerüstete, liebevoll Nikolauskircherl genannte Gotteshaus wiedereröffnet.

Im Rahmen des Fronleichnamsfests beginnt an diesem Tag um 9 Uhr die Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St. Emmeram an der Ostpreußenstraße. Anschließend zieht die Prozession, angeführt von Pfarrer Peter Duswald, über die Putziger Straße, Zur Deutschen Einheit, Marienburger-, Barlow- und Schnorr-von-Carlsfeld-Straße zum Nikolauskircherl, wo ein kleines Fest mit Brotzeit, Kaffee und Kuchen stattfindet (bei schlechtem Wetter in der Pfarrkirche / Pfarrheim).

Die ehemalige Englschalkinger Dorfkirche mit gerade mal drei Dutzend Sitzplätzen, eines der ältesten Gotteshäuser in München, ist weit über die Grenzen von Bogenhausen bekannt als „lächelndes Kirchlein“ – zwei kleine Fenster am Mini-Glockenturm, darunter der Zeiger der Sonnenuhr und das halbrunde Ziffernblatt zaubern ein allseits beachtetes und geliebtes Lächeln aufs Mauerwerk.

2022 musste die Kirche gesperrt werden, da sie akut einsturzgefährdet war. Eine Überprüfung der Statik hatte ergeben, dass Teile der Hölzer des Dachstuhls und der Decke aufgrund von Feuchtigkeitsschäden verfault waren. Und der gemauerte Dachreiter mit seinem Pyramidendach war eingesunken. Die „Mauer“ war durch eine falsche Aufhängung der Glocke in der Vergangenheit und dadurch entstandener statischer Schäden notwendig. Aktuell sind laut Angaben auf der Kirchen-Website weitere 22 000 Euro für eine neue Glockenaufhängung veranschlagt. Denn: „Nur so kann die Glocke wieder läuten und erzeugt auch keine statischen Schäden mehr.“

Wie meist bei Rettungsaktionen war und ist alles eine Frage des Gelds. Eine Sanierung des Kleinods aus dem 14. Jahrhundert konnte das Erzbischöfliche Ordinariat mangels fehlender Mittel nicht stemmen. Ehrenamtliche, teils baufachkundige Unterstützer griffen ein, Spenderinnen und Spender steuerten ihren Teil bei – und machten das schier Unmögliche möglich. Auch der Bezirksausschuss gewährte eine Unterstützung – 3180 Euro, damit die Rettungsaktion verwaltungstechnisch bewältigt werden konnte.

Das Nikolauskircherl an der Flaschenträgerstraße wird am Sonntag, 9. Juni, nach erfolgter Sanierung wiedereröffnet. Das Lächeln am Glockenturm (kleines Foto) ist noch vom Gerüst der Dachdecker versperrt.   Foto: hgb