Die Internationale Automobilausstellung (IAA), neu „IAA Mobility“, die im September 2021 erstmals in München stattfand, tangierte auch Bogenhausen. Für eine abmarkierte Umweltspur, eine Blue Lane, zwischen der Innenstadt und der Messe in Riem wurden die Autobahneinfahrten Zamdorf und Daglfing gesperrt! Die BAB-Ausfahrten waren offengeblieben.
Der Bezirksausschuss erhielt nun von der Stadt die verlangte Auswertung zu den verkehrlichen Auswirkungen mit bemerkenswerten Angaben. EineInformation seitens des Mobilitätsreferats vorweg: „Aktuell ist für die IAA 2025 keine Blue Lane im Bereich der A94 geplant.“
Kurzer Einblick: Die Strecke verlief stadtauswärts ab der Bothe- über die Einstein- und die Truderinger Straße sowie die Autobahn nach Riem. Stadteinwärts ging’s ab der Messe über die A94 zur Prinzregentenstraße bis zum Mittleren Ring (Kreuzung Leuchtenbergring / Richard-Strauss-Straße). Fahrer von E-Autos mit Batterie oder Brennstoffzelle, Plug-in-Hybride, die emissionsfreien Shuttle-Busse und auch Fahrzeuge mit mindestens drei Insassen – also keine Sonderspur nur für Personen mit einer IAA-Eintrittkarte – durften die zwölf Kilometer lange Sonderspur nutzen.
Die Auswertung des Mobilitätsreferats in Auszügen (bearbeitet): Nach Einrichtung der Sonderfahrspur (Anm. d. Red.: als Experiment / Pilotversuch deklariert) wurden keine außergewöhnlichen Staus durch Verkehrsüberlastung im Stadtgebiet registriert; der Anteil der Fahrzeugmengen auf der Blue Lane gegenüber der Normalspur blieb im Tagesverlauf konstant.
Bei den Verkehrserhebungen (am 9. und 12. September) hatte die Blue Lane in der Prinzregentenstraße einen Anteil von 31 bzw. 27 Prozent am Verkehrsaufkommen stadteinwärts für beide Fahrspuren; in der Einsteinstraße betrug der Verkehrsanteil 40 bzw. 31 Prozent.
Die Anzahl der nichtberechtigten Nutzer war höher als jene der berechtigten Verkehrsteilnehmer. So waren in der Prinzregentenstraße an den Erhebungstagen nur 38 bzw. 36 Prozent der Fahrzeuge auf der Blue Lane berechtigt, diese zu nutzen. Auf der Einsteinstraße waren es gar nur 18 bzw. 24 Prozent.
Eigentlich berechtigte Fahrzeugführer nutzten die Sonderspur wohl aus Unkenntnis der Regelung nicht; Unberechtigte dagegen nutzten sie wohl auch durch bewusstes Ignorieren der Verkehrsregelung; mutmaßlich im Wissen, dass aus rechtlichen Gründen keine Sanktionierung möglich waren.
Die Sperrung der Autobahnauffahrten löste Staus und ein deutlich erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der Umleitungsstrecke aus. Dadurch wurden auf Stadtgebiet zusätzliche Emissionen verursacht. Beschwerden und Hinweise, die vor, während und nach der IAA im Referat eingingen, bezogen sich zum Großteil nicht auf die Sonderspur selbst, sondern auf den durch die Sperrung der Autobahnauffahrten verursachten Umleitungsverkehr.
Aufgrund der kurzen Dauer von sechs Tagen konnte kein Gewöhnungseffekt für die Blue Lane und die damit verbundenen Einschränkungen und Sperrungen erfolgen. Ein Nutzen war hauptsächlich für Messeteilnehmer (mehr als 7000 Probefahrten) gegeben, da so trotz der zahlreichen Fehlnutzungen ein (wenn auch eher geringfügig) schnellerer Weg in die Innenstadt ermöglicht wurde. Für den übrigen Individualverkehr und auch für Taxis war kein Mehrwert erkennbar.
Die Zuständigkeit für die Blue Lane auf der A 94 lag bei der Autobahn GmbH des Bundes. Deren Evaluation (Auszüge; bearbeitet): Abgesehen von Protesten verlief der Betrieb störungsfrei. Im Unterschied zum Stadtgebiet wurde auf der A 94 durch die Blue Lane auf dem Seitenstreifen eine zusätzliche Fahrspur gewonnen; zudem war dort eine >Überkopfbeschilderung< umsetzbar.
Obwohl die IAA zusätzliche Fahrten auf der A 94 erzeugte, waren die Zahlen vergleichbar mit den Werten der Vor- und Folgewoche. Dies lag daran, dass sich Teile des gewöhnlichen Verkehrs aufgrund der gesperrten Autobahnauffahrten auf die ausgewiesenen Umleitungsstrecken verlagerten.
Es wurden mehr als 12 000 Fahrten von Kfz auf der Blue Lane / Autobahn verzeichnet. Ein Großteil der Fahrten entfiel dabei auf Testfahrten der IAA-Aussteller. Die Verkehrsbelastung stadtauswärts war dabei stets höher als stadteinwärts. Und: Stadtauswärts wurde die Blue Lane Road nicht so intensiv genutzt, wie prognostiziert. Es fuhren dort nur halb so viele Fahrzeuge wie erwartet.
Fazit des Mobilitätsreferats (Auszüge): Aufwand und Ertrag standen in keinem positiven Verhältnis. Zur Planung und Durchführung waren zahlreiche Mitarbeiter aus dem Referat erforderlich. Auch im Nachgang hat die Bearbeitung von Beschwerden oder Hinweisen Kapazitäten gebunden. Dies führte dazu, dass andere Aufgaben nicht fristgerecht, zeitverzögert und / oder nicht in der erforderlichen Qualität erledigt werden konnten. Aber ohne eine entsprechende Priorisierung wäre die Umsetzung der Blue Lane nicht möglich gewesen.
Dem sehr hohen Aufwand (Personal, Sachmittel) stehen kaum belastbare Erkenntnisse zu einer Sonderfahrspur und insbesondere in dieser Umsetzungsform kein erkennbarer Nutzen für den allgemeinen Verkehr gegenüber. Ein künftig wie geschilderter Aufwand wird als nicht sinnvoll und verhältnismäßig erachtet.