Kurios? Verrückt? Revolutionär? Auf jeden Fall zeitraubend und kostenintensiv für die (staunenden)
Lokalpolitiker und für die Stadtverwaltung. Bilden Sie sich selbst ein Urteil – Schreiben eines
Bürgers an den Bezirksausschuss: „Ich bin Anwohner in Englschalking und möchte mich für die
nachhaltige und lebenswerte Entwicklung unseres Stadtteils einsetzen. Konkret liegt mir die
Umgestaltung des Autobahnabschnitts der A96 im Stadtgebiet am Herzen.“
Ups: Die A96 ist die Autobahn München – Lindau, gemeint ist die A94 München Richtung
Passau.
Auszüge des Schreibens (bearbeitet): „Ich halte es für sinnvoll, die Autobahn erst ab Messe Riem
beginnen zu lassen und den innerstädtischen Abschnitt in eine großzügige Stadtstraße
umzuwandeln – ähnlich der Wasserburger Landstraße. Dadurch könnten wir mehr Raum für Wohn-
und Gewerbegebiete schaffen, gleichzeitig Lärm und Luftverschmutzung reduzieren und die
Nachbarschaft besser vernetzen. Ich habe hierzu das Planungsreferat kontaktiert.“
Der Mail-Text an das Planungsreferat (Auszüge; bearbeitet): „Die A96 beginnt in Steinhausen
und führt an etlichen Stadtteilen wie Berg am Laim oder Daglfing vorbei – mit den entsprechenden
Abgasen und Lärmbeeinträchtigung. Zugleich sucht die Stadt dringend neue Wohnflächen – obwohl
im Umfeld der Autobahn Raum für Gewerbe und Wohnungen wäre. Ich rege an, diesen
Autobahnabschnitt auf Höhe der Messe Riem beginnen zu lassen und die Strecke innerhalb der
Stadtgrenzen zu einer großzügigen Stadtstraße umzugestalten. So könnten erhebliche Flächen für
eine nachhaltige Stadtentwicklung genutzt werden, beispielsweise für neue Wohnquartiere,
Gewerbe und öffentliche Grünanlagen.
Mir ist bewusst, dass eine solche Maßnahme mit vielen >Stakeholdern< abgesprochen werden
muss und nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Ebenso müssten die Interessen von
Pendlern berücksichtigt werden, wobei in Zeiten des Klimawandels hier der Ausbau des ÖPNV
ohnehin die weisere Option wäre. Angesichts der Bevölkerungsentwicklung in München wäre es
aber smart, ein solches Konzept anzudenken. Aus einer Millionenstadt kurz nach dem Zentrum auf
einer Autobahn herauszufahren, lässt die Stadt klein wirken. Ich würde mich über entsprechende
Machbarkeitsstudien freuen.“
Die Mitglieder des Kommunalparlaments leiteten das „Anliegen“ an das Planungs- und an das
Mobilitätsreferat weiter mit „der Bitte um Stellungnahme.“

Die A94, im Stadtgebiet die Töginger Straße, soll Richtung Passau erst ab Messe Riem als Autobahn ausgewiesen werden, so das „Anliegen“ eines Bürgers. Archivfoto: hgb