Auch wenn man freundlich miteinander kommuniziert, auf verbal-emotionale Angriffe lobenswerterweise verzichtet – die „Fronten“ sind verhärtet, und das mittlerweile seit fast knapp zehn Jahren: Das zeigte sich jetzt erneut bei der Erörterung zu „Muspillistraße 25 – Neubau der Freiwilligen Feuerwehr Oberföhring und Mitnutzung des denkmalgeschützten Alten Schulhauses“. Eine Lösung zeichnet sich nicht ab, nicht einmal mittelfristig, zumal die Stadt in der Vergangenheit eventuell in Frage kommende Grundstücke für eine wie auch immer geartete Lösung verkauft hatte.
Fakten: Im Alten Schulhaus, Nr. 27, befindet sich – seit 1970 – Münchens älteste Elterninitiative, ein Haus für Kinder mit Krippe, Kita, Hort und „Mädchen- und Jungentreff“ für Sechs- bis Dreizehnjährige unter Trägerschaft des Stadtjungendrings. Und nebendran, Nr. 25, eben die Freiwillige Feuerwehr mit Gerätehaus.
Knackpunkt I: Sowohl Feuerwehr als auch das Haus für Kinder wollen am Standort bleiben.
Rückblick: In der Juni-Tagung des Kommunalparlaments hatte Bezirksausschuss-Vorsitzender Florian Ring (CSU) bei der (vertagten) Stellungnahme zum Planungsvorbescheid gemahnt: „Wir dürfen nicht das eine gegen das andere ausspielen.“ Die Stadt müsse die Planungen für beide Einrichtungen parallel vorantreiben.
Jens Luther, CSU-Vertreter im Rathaus und Feuerwehr-Mitglied, war bei der Beratung richtig verärgert, „dass von der Stadt zur bereits 2016 beschlossenen Verlegung des Kindergartens und Jugendtreffs vom Alten Schulhaus in den Bürgerpark Oberföhring nichts vorangeht.“ Er hatte beim präsentierten Lösungsvorschlag der Stadt moniert, dass die ausgewiesenen Lagerflächen als zu klein sind, hatte „für eine Unterkellerung für weitere Lagermöglichkeiten“ plädiert.“
Überraschung im Juni: Es gibt offensichtlich eine Machbarkeitsstudie seitens der Kita-Elterninitiative, wonach die Feuerwehr besser untergebracht wäre. Vier Standorte sollen geprüft worden sein. Feuerwehr-Abteilungskommandant Thomas Meyer dazu: „Wir wollen natürlich am jetzigen Standort bleiben, wir wollen eine Lösung vorwärtsbringen.“
Machbarkeitsstudie: Das „Geheimnis“ ist offengelegt – bei der Tagung des Untergremiums Planung im Bezirksausschuss in der ersten Juli-Woche. Überschrieben mit „Machbarkeitsstudie zu nachhaltigen Standortalternativen der FFW Bezirk 13“, Untertitel „im Zuge der Planungen für die bauliche Erweiterung und Modernisierung der Feuerwache der >Freiwillige Feuerwehr Oberföhring< in München.“ Unteruntertitel „… ausgeführt auf Basis der Feuerwehrbedarfsplanungsdokumente des Innenministeriums …“ – präsentiert von der Elterninitiative.
Ups!: Eine quasi privat im Auftrag gefertigte Machbarkeitsstudie – mal dahingestellt, ob sie „professionell gemacht ist“, wie ein Lokalpolitiker angemerkt hatte –, um darzulegen, wo eine andere Einrichtung, also die Freiwillige Feuerwehr, besser untergebracht wäre zum eigenen Vorteil, lies Verbleib der Kita im Alten Schulhaus – das ist schon mehr als eigenartig, zeugt von einer dicken Portion Chuzpe. Diese Vorgehensweise dürfte in München, mit Sicherheit in Bogenhausen, einmalig sein. Man könnte, wohlgemerkt könnte, das Ganze auch drehen – eine Machbarkeitsstudie für einen Standort, wo die Kita optimal unterbracht wäre. Ob dies an der Muspillistraße unter anderem angesichts der baulichen Substanz des Gebäudes der Fall ist? Ein dickes Fragenzeichen!
Formulierungen: Hartes Brot, teils nicht korrekt. Und: „Diese Studie ist Eigentum von KiaS e.V. und unterliegt dem Urheberrecht. Sie wird unter der Voraussetzung herausgegeben, dass sie ohne schriftliche Genehmigung von KiaS e.V. weder ganz noch teilweise kopiert, vervielfältigt oder unbefugten Dritten zugänglich gemacht wird.“ Datum: 5. März 2025. Gleichwohl: das 27-seitige Werk im DIN-A-3-Format wurde verteilt.
Unterlassung: unser-bogenhausen.de verzichtet daher auf Angaben aus der Studie, verwendet lediglich die mündlichen Ausführungen.
Alternativstandorte: • Stegmühl- Ecke Freischützstraße • Lohengrin- Ecke Effnerstraße (ein Stück vom Bürgerpark) • Cosima- Ecke Englschalkinger Straße (Parkplatz Cosimabad) • Johanneskirchner – Ecke Cosimastraße (Areal Matratzengeschäft). Alle vier Areale befinden sich laut Ausführungen im Besitz der Stadt München. Jeder Standort sei größer als jener in der Muspillistraße. Ableitung von alldem: Der Standort Muspillistraße sei für die Feuerwehr nicht ideal, sei nicht erweiterbar.
Knackpunkt II: Laut Abteilungskommandant Thomas Meyer eignen sich alle vier Standorte nicht. Denn die Ausrückzeit der freiwilligen Helfer dauert im Fall des Falles „viel zu lang. Wir müssen schnell im Haus (Anm. d. Red.: Gerätehaus) sein.“ Die Oberföhringer Wehr hat 55 Aktive, davon „leben 30 im Umkreis von 500 bis 800 Meter, die anderen 25 in Englschalking.“
Mit anderen Worten: Bei einem Alarm würde ausgehend von den Alternativen bedingt durch Entfernung, Ampeln, Tramverkehr, Tempolimits viel Zeit, zu viel Zeit vergehen, bis die Truppe sich gesammelt hätte. Salopp formuliert: eine halbe Ewigkeit. Bei allen Untersuchungen der Machbarkeitsstudie wurde dies, der Faktor Mensch, der schnell helfen soll, übersehen! Und: Wehe wenn die Feuerwehr fünf Minuten zu spät kommt …
Rückblick: Landtagsabgeordneter und CSU-Fraktionssprecher Robert Brannekämper erinnerte daran, dass die Freiwillige Feuerwehr vormals bereit gewesen wäre, in einen Neubau im Bürgerpark Oberföhring umzuziehen – „wenn es denn technisch möglich gewesen wäre.“ Dies scheiterte aber „kurventechnisch“ – an der Ausfahrt für die Einsatzfahrzeuge in die Effnerstraße, eine Staatsstraße. Bogenhausens Mann im Maximilianeum forderte im Kommunalparlament von der Stadt, von allen Referaten: „Endlich Planungssicherheit für alle schaffen!“
Protokollauszug: VB-Kulturausschuss, September 2023, „3.2 Zukunft Bürgerpark Oberföhring“ – Ergebnis der verwaltungsinternen Besprechungen: Feuerwehr sollte in der Muspillistraße verbleiben, Machbarkeit im Bürgerpark für Kindergarten und Mädchen- und Jungentreff wird geprüft. Das Kommunalreferat ist vom Stadtrat beauftragt, in diese Richtung weiter zu prüfen. Bisher handelt es sich um verwaltungsinterne Planungen und nicht um finale Entscheidungen des Stadtrats.
Kommunalreferat: Der stellvertretende Leiter des Immobilienmanagements der Behörde erklärte, dass das Referat die Machbarkeit für Standorte auf der Grundlage des Stadtratsbeschlusses zum Fortbestehen des Bürgerparks prüfe. Momentan habe das Kommunalreferat nur die Voranfrage gestellt. In diesem Rahmen werde auch die Muspillistraße geprüft. Das Referat wird das Gebäude interimsweise zur weiteren Nutzung für den Kindergarten ertüchtigen. Es werden keine Änderungen vorgenommen, bis nicht Lösungen für alle Beteiligten gefunden sind. Änderungen in den nächsten drei bis fünf Jahren seien nicht zu erwarten. Aufgrund der Haushaltslage könne noch nicht gesagt werden, wann im Bürgerpark etwas umgesetzt werden kann.
Stichwort Haushaltslage: Bis Ende 2025 wachsen die Münchner Schulden auf mehr als sieben Milliarden Euro. 2028 schätzen Experten die Verbindlichkeiten auf rund elf Milliarden Euro. Die Handlungsfähigkeit der Stadt ist folglich extrem eingeschränkt – mit Auswirkungen auf Bogenhausen?
