Seit 2010 Jahren plant die Russisch-orthodoxe Kirche auf dem Grundstück Knappertsbusch-straße 26, parallel zur Grundschule, in Nachbarschaft zum Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium, auf 7000 Quadratmeter Grund ein (2014 genehmigtes) Gotteshaus. Jetzt entsteht eine Holzkapelle: 150 Quadratmeter Grundfläche, 15 Meter lang, 14 Meter breit (Ausmaß also 210 Quadratmeter), Dachkante acht Meter, Höhe mit Kuppel 20 Meter. Mehr als ein Dutzend Bäume am Arealrand wur-den für das Projekt gefällt.
Einst war eine Kirche mit einem Zentrum plus Kita plus Seniorenhaus (siehe Chronologie) ge-plant. Diese Pläne wurden vor vier Jahren – wohl aus finanziellen Gründen – „ad acta gelegt“, so seinerzeit Kirchenvertreter Matthias Kobro auf Nachfrage. Seit Juli 2023 steht das Fundament für eine Holzkapelle, waren dicke, später mit Planen abgedeckte Holzbalken am Rand des verkleideten Grundstücks gestapelt. Jetzt werden die Rundhölzer per Kran in die Höhe gehievt.
Zu verlangten Besucherzahlen und zum zusätzlichen Verkehrsamt Parkplatzaspektenmach-ten die Kirchenvertreter bis dato dem Bezirksausschuss trotz Aufforderung keine Angaben. Auch zu einer diesbezüglichen Forderung der Lokalpolitiker an das Planungsreferat / die Lokalbaukommissi-on (LBK) liegt keine Antwort vor. Und das, obwohl vor Jahren Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, betont hatte, dass „die LBK die Verkehrsströme und der den Stellplatzbe-darf vor Genehmigung der Holzkapelle klären muss“.
Offen ist auch nach wie vor eine Reaktion der LBK auf Brannekämpers Verlangen, die „Stadt soll prüfen, ob die Tiefgarage des neuen Gymnasiums nach Fertigstellung an Sonntagen, wenn 300, 400 oder gar 500 Kirchenbesucher kommen, zur Verfügung gestellt werden kann.“
Warum eigentlich ein Holzbau? Kobro einst dazu: „Das hat nichts mit dem hiesigen Trend zu tun. In Russland sind viele Kapellen aus Holz, für uns ist das ein Stück Heimat.“ Er betonte zudem: „Wir wollen uns in München einfügen.“ Anzunehmen ist, dass russische Förderer den Geldhahn zuge-dreht haben. Die Chronologie zum Hintergrund:
• Juni 2010, erste Anfrage: Bau eines Gotteshauses „im Stil des vorigen Jahrhunderts“, so ein Lo-kalpolitiker, samt Zentrum für 300 Personen, Unterrichtsräumen, Kita sowie 22 Parkplätzen. Der Kirchturm sollte (ohne Kreuz!) 32 Meter hoch werden – zehn Meter höher als die neungeschossigen Gebäude in der Nachbarschaft. Im Bebauungsplan aus dem Jahr 1966 ist die Art der Nutzung des Geländes mit „katholische Kirche“ festgesetzt. Die russisch-orthodoxe hatte der katholischen Kirche das Areal abgekauft. Den Kaufpreis wollte Erzpriester Nikolai Zabelitch nicht nennen, die Baukosten für das Zentrum schätzte er auf „etwa zehn Millionen Euro“.
• September 2012, zweite Version: Der Eingangsbereich des Komplexes wurde auf Geländeni-veau abgesenkt, wodurch die Kirche rund 6,5 Meter niedriger würde – sie wäre nun etwa so hoch wie die angrenzenden Wohntürme. Gleichwohl wurde von der Stadt wie auch dem Kommunalpar-lament moniert, dass „der historisch monumentale Baukörper mit der opulenten Optik wie ein Fremdkörper in der Umgebung wirkt“.
• August 2014: „Die Baugenehmigung wurde mit Bescheid vom 11. August 2014 erteilt, sie gilt vier Jahre, kann auf Antrag um zwei Jahre verlängert werden“, so damals das Planungsreferat. Die Ver-längerungen wurden fristgemäß beantragt.
• September 2016: Kobro zur Frage, ob das Vorhaben noch aktuell ist: „Die Pläne zum Bau einer Kirche werden weiterhin verfolgt. Um mit dem Bau beginnen zu können, wird die Aufnahme eines Bankdarlehens geprüft. Dazu wird Eigenkapital benötigt, das durch Spenden zustande kommen soll.“ Man rief zu Spenden auf, um dieses Bankdarlehen erhalten zu können. Via 500 „Wandblöcke“ zu je 1800 Euro sollen zu diesem Zweck 900 000 Euro zusammenkommen.
• September 2017: Das eingezäunte, an den Rändern dicht von Büschen gesäumte Areal, liegt brach, verwildert, vermoost, dient als eine Art Baumschule. Unter „Aktueller Spendenstand“ heißt es auf der Netz-Seite der Kirche: Zum 31.12.2016 konnten wir in den letzten zwei Jahren Spender für 130 Wandblöcke (zu je 1800 Euro) gewinnen. Summe 234 000 Euro. Etwa die Hälfte davon, rund 117 000 Euro, ist vorhanden; die zweite Hälfte wird unter >Zugesichert< registriert.
• Oktober 2019: Laut (Anm. d. Red.: dem damaligen) CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller ist die LBK gegen die Pläne: „Die Mitarbeiter haben die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als sie das gesehen haben.“ Und auch der Bezirksausschuss hatte einstimmig – zum dritten (!) Mal – gegen das Mammutprojekt votiert. Die Stiftung plant nämlich nun den „Neubau einer Kirche mit Gemeindezentrum, Kindertagesstätte, Seniorenpflegeheim (inkl. Tagespflege) sowie Mitarbeiter-wohnungen und Tiefgarage“. Der L-förmige Komplex mit dem Gotteshaus im Eck sieht auf der ei-nen Seite (zum Bruno-Walter-Ring) einen Riegel mit sechs und auf der anderen Seite einen Trakt mit vier Stockwerken vor. Finkenzeller seinerzeit süffisant „in St. Peterburg wäre so was wohl denk-bar“.


