Auf Antrag der CSU-Fraktion fordert der Bezirksausschuss (BA) die Stadt auf, „im Rahmen des Handlungsprogramms Mittlerer Ring den Tunnel auf Höhe des Englischen Gartens in Zusammen­hang mit dem Richard-Strauss-Tunnel bei der Priorisierung der weiteren Maßnahmen vorne einzu­bringen“, um die verkehrliche Entlastung hinreichend zu berücksichtigen.

In der Begründung des Vorstoßes heißt es: Das Projekt Mittlerer Ring Ost mit dem Richard-Strauss-Tunnel und dem Effnertunnel kostete 325 Millionen Euro. „Sein Ziel war es, an die Stelle von Stau und erhöhtem Emissionswerten einen zügigen Verkehrsfluss sowie sinkende Emissionswerte zu setzen.

Aber: „Die diesem Großprojekt zugedachte Aufgabe kann aktuell nicht voll erfüllt werden, da sich die Einmündung der Ifflandstraße auf den Isarring als neuer Engpass erweist, indem sich im Berufsverkehr vor der Einmündung Ifflandstraße die Fahrzeuge bis in die Tunnels zurück stauen. Daher ist der Tunnel „Ein Englischer Garten“ vorrangig und schnellst möglich zu errichten, denn nur so kann die volle Leistungsfähigkeit des bereits realisierten Projekts Mittlerer Ring Ost ermöglicht und somit dessen Zielsetzung verwirklicht werden.“

In dem von Robert Brannekämper, stellvertretender BA-Vorsitzender und Landtagsabgeordneter, sowie CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller gezeichneten Antrag heißt es abschließend: „Es ist nicht zutreffend, wenn die derzeitige Stadtratsvorlage davon ausgeht, das Projekt diene vordinglich einer Reparatur des Landschaftsdenkmals Englischer Garten.“

Finkenzeller erklärte im Kommunalparlament: „Es ärgert mich, dass die Stadt den Tunnel am Isarring nicht in die Priorisierung aufnimmt. Der Richard-Strauss-Tunnel ist nicht fertig gestellt, solange wir den Tunnel am Isarring nicht haben. Diese Maßnahme darf nicht hinten durchfallen.“

Lokalpolitiker Andreas Nagel (DacC), der auch Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste ist, war nicht einverstanden: „Man kann in München noch so viel Straßen bauen wie man will, die nächste Engstelle kommt in jedem Fall.“ Er plädierte einmal mehr für den Ausbau des U-Bahn-, Straßen­bahn- und Busnetzes.

Brannekämper machte klar: „Wenn der Stau bis zum Innsbrucker Ring reicht, dann fahren die Autofahrer eben oben.“ Beobachtungen auf der Richard-Strauss-Straße während des Berufsver­kehrs morgens und nachmittags untermauern diese Aussage. Die Aufwendungen für den Tunnelbau seien „gut investiertes Geld, denn man kann ein Stück Park zurückgewinnen und der Verkehr fließt flüssiger.“

So könnte die Unterführung des Isarrings aussehen – der Englische Garten wäre wieder vereinigt. Visualisierung: Bürgerinitiative „Ein Englischer Garten“
So könnte die Unterführung des Isarrings aussehen – der Englische Garten wäre wieder vereinigt.
Visualisierung: Bürgerinitiative „Ein Englischer Garten“

Zu den Baukosten – die Stadt schätzt 120 bis 130 Millionen Euro, die Bürgerinitiative „Ein Eng­lischer Garten“ geht von knapp 80 Millionen Euro aus – erläuterte Brannekämper, der Architektur studiert hat: „

Der Freistaat zahlt 30 bis 40 Prozent. Dazu kommen weitere Zuschüsse. Am Ende bleiben für die Stadt etwa 40 bis 50 Millionen Euro übrig.“ Ein interessantes Detail nannte der Abgeordnete in einem Nebensatz: „Es ist eigentlich eine Unterführung. Als Tunnel bezeichnet man eine Passage erst ab 400 Meter Länge.“

Holger Machatschek von den Grünen machte deutlich: „Es war eine Todsünde, den Park durch den Ring in einen Süd- und Nordteil zu trennen. Der Englische Garten muss unbedingt wieder zusam­mengeführt werden.“

Der Hintergrund all dessen: 1966 wurde der Englische Garten durch den Bau des Mittleren Rings zweigeteilt. Mit Eröffnung des 1500 Meter langen Richard-Strauss-Tunnels Mitte Juli 2009 hatte sich die Verkehrsbelastung auf dem Ring-Abschnitt wesentlich erhöht, Experten schätzen die Zunahme auf mehr als 40 Prozent. Bei einer Zählung vor vier Jahren wurden in 24 Stunden mehr als 110 000 Fahrzeuge registriert.

Zwecks eines besseren Verkehrsflusses wurde im August 2009 ein „teilsignierter Knoten“ an der Einmündung der Ifflandstaße eingerichtet – auf dem Isarring Richtung Schwabing haben die Autofahrer auf der linken Fahrspur bis dato Dauergrün, die rechte Fahrbahn ist abwechselnd ampelgeschaltet mit der Ifflandstraße. Der Nachteil dieser Lösung: Die Unfälle, vor allem wegen zu dichtem Auffahren, häuften sich.

Im Februar 2014 schließlich beschloss der Stadtrat die Planung einer drei Meter breiten provisori–schen Einfädelspur im Einmündungsbereich zum Isarring, befürwortete auch eine Tunnellösung. Grundlage für eine Autoröhre ist die finanzielle Förderung durch den Freistaat als Eigentümer des Englischen Gartens.

Die Idee für den Bau einer circa 375 Meter langen Unterführung, von der Stadt inzwischen als „Sonderprojekt“ deklariert, stammt von der Bürgerinitiative „Ein Englischer Garten“ unter Führung des Architektenehepaars Petra Lejeune und Hermann Grub. Sie plädieren für eine sofortige Klärung der Finanzierungsfragen und parallel dazu für Untersuchungen und Planung eines Tunnels. Bis alles unter Dach und Fach ist, könnte es aus heutiger Sicht wohl 2020 der Startschuss fallen. Für den Bau selbst kalkulieren Fachleute mit einer Dauer von etwa vier Jahren.