Bildungsoffensive 1. Akt, Bildungsoffensive 2. Akt – so steht’s fett über zwei Anträgen der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss (BA). Der Hintergrund: Am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) im Arabellapark steigen einerseits die Schülerzahlen und andererseits zieht sich die Sanierung hin, wodurch sich die Platzprobleme zuspitzen. In Folge fordern die Lokalpolitiker von der Stadt, mögliche geeignete Standorte für ein zweites Gymnasium zu präsentieren.
Bogenhausen wächst und wächst und wächst, zählt inzwischen mehr als 80 000 Einwohner. Einhergehend steigen die Schülerzahlen. Doch bei der seit acht Jahren überfälligen Sanierung des mehr als 40 Jahre bestehenden Altbaus des WHG, dem einzigen gemischtgeschlechtlichen Gymnasium im Stadtbezirk, geht nichts voran.
Zwar ist die Sporthalle von Grund auf gerichtet und 2013 auch ein Erweiterungsbau mit sieben Klassenzimmern gebaut worden. „Das allerdings reicht nicht“, erklärte Direktor Wolfgang Hansjakob im Kommunalparlament und rechnete vor: „Bei einer Klassenstärke von 30 kommen dort 210 Schüler unter, wir liegen aber 400 über Soll.“ Deshalb hat Hansjakob im September erstmals 15 Schüler abweisen müssen, ansonsten hätte er eine achte Eingangsklasse bilden müssen. Denn das WHG, einst für 900 Jugendliche konzipiert worden, unterrichtet seit längerem aber 1300 und mehr Buben und Mädchen, darunter einige Dutzend aus der Nachbargemeinde Unterföhring und aus Riem.
Und just in diesen Tagen hatte der Direktor die im Schulhof aufgestellten Pavillons mit vier Klassenzimmern gesperrt. Denn in baugleichen Containern eines Münchner Gymnasiums waren vor kurzem Platten aus der Decke gebrochen – zu groß war für Hansjakob verständlicherweise das Risiko eines Unfalls. So müssen vier Klassen Unterrichtsstunde um Unterrichtsstunde durchs Haus „wandern“.
Noch im Februar hatte sich eine – zumindest kleine – Entlastung abgezeichnet. Dem Schulleiter zu Folge sollten Verwaltungszimmer und die Bibliothek ausgelagert werden, womit zusätzliche Klassenräume hätten geschaffen werden können. Hätten, denn das Referat für Bildung und Sport stoppte zum Schuljahresbeginn aus Kostengründen diese Maßnahme. „Die Kosten können wir nicht nachvollziehen, weil wir keine Zahlen haben“, so Hansjakob.
Sollte es zu der vom Referat erwogenen abgespeckten Generalsanierung des Bestandsgebäudes kommen, ist eine komplette Auslagerung aller Klassen in Container notwendig.
„Ich schätze, das kostet acht bis zehn Millionen Euro. Ich stelle mir die Frage, ob da ein Neubau auf dem Sportplatz nicht günstiger wäre. Aber das kann ich nicht beurteilen“, meinte der Direktor.
Beurteilen kann er hingegen die Raumzahl: Vier Klassenräume würden wegfallen, übrig blieben 54. Aber bereits jetzt werden 55 Unterrichtseinheiten benötigt.
Hansjakob hat aber nach seinen Worten einen „Hoffnungsschimmer“ – das Referat hat gegenüber dem Stadtkämmerer für „eine große Sanierung“ plädiert. Darüber soll der Stadtrat im Februar entscheiden. Gibt es denn eine Entscheidung, dürfte es noch mindestens zwei Jahre bis zum Start der ersten Arbeiten dauern. Also frühestens zum Schuljahresbeginn im Herbst 2018.
Unter dem Titel „Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium: neues Opfer des städtischen Planungspfuschs“ fordert die CSU-Fraktion: „Der BA fordert das Baureferat und das Referat für Bildung und Sport auf, das Gremium umgehend über den aktuellen Sachstand, wie konkrete Maßnahmen und Termine, in Sachen Sanierung und Erweiterung des WHG zu informieren. Des Weiteren bitten wir um Darlegung und Erläuterung der Kriterien, die Einfluss auf die Priorisierung von schulischen Bau- und Sanierungsmaßnahmen haben.“
In der Begründung führen dazu Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller und Petra Cockrell unter anderem aus: „Das WHG ist das größte Gymnasium in der Stadt, ist seit Jahren notorisch überbelegt. Seit 2007 stehen verschiedene bauliche Maßnahmen zur Diskussion, die seitens der Referate aber durch eine >Rolle rückwärts< wieder gestoppt wurden. Nun wieder eine neuerliche Volte: keine Erweiterung, keine Sanierung. Schülern und Lehrern wird weiter das Lernen und Arbeiten in unzumutbar werdenden Bedingungen für eine noch längere Zeit aufgebürdet.“
Cockrell stellte bei der Erörterung klar: „Wir brauchen eine stadtteilnahe Versorgung, unsere Kinder dürfen zum Gymnasiumsbesuch nicht durch die Stadt tingeln.“ Den Antrag verabschiedete das Kommunalparlament einstimmig. Angehängt wird die Forderung, einen im Mai von der SPD-Fraktion und dem BA einheilig verabschiedeten Gymnasiumsvorstoß endlich zu beantworten.
Eine zweite Oberschule in Bogenhausen halten die Lokalpolitiker für unabdingbar. Sie fordern auf Initiative der CSU-Fraktion die Stadt auf „für das dringend notwendige Gymnasium dem BA in den kommenden sechs Monaten ein geeignetes Grundstück zu präsentieren und die Flächen frühzeitig zu sichern, damit das Gymnasium darauf errichtet werden kann.“
Dazu wird auf die Situation im Nachbarbezirk Riem verwiesen: „Anstatt sich frühzeitig auf dem ehemaligen Messegelände geeignete Flächen zu sichern, um darauf ein Gymnasium zu errichten, wird nun mit einer ungeeigneten Notlösung ein Gymnasium mit Brücken errichtet, um auf der anderen Straßenseite die Flächen für den Sport unterzubringen. Eine solche Situation gilt es schon heute für Bogenhausen zu verhindern.“