„Die Stadt wird aufgefordert, den Ausstoß des Heizkraftwerks München (HKW) Nord an Quecksilber und anderen Schadstoffen monatlich zu dokumentieren und zu veröffentlichen“ – diesen Antrag von Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordne­ter, und CSU-Rat Tassilo Strobl billigten die Mitglieder des Kommunalparlaments einstimmig. Als Medium für die „dringende Veröffentlichung“ schlug Strobl die Website der Stadt vor.

In der ausführlichen Begründung der Initiative wird angeführt: Das HKW stößt nicht nur mehr CO2 aus als der gesamte Verkehr auf dem Mittleren Ring produziert, es weist auch eine erhebliche Emission des gesundheitsschädlichen Quecksilbers und anderer Schadstoffe aus. Wörtlich heißt es: „Laut einer Veröffentlichung des Hamburger Instituts Ökopol aus dem Jahr 2015 lag die Queck­silberemission des HKW 2013 bei 39,5 Kilogramm.

Dazu muss man wissen: Quecksilber – die ursprüngliche Bedeutung ist lebendiges Silber – gehört zu den Stoffen, die der menschliche Körper aufnimmt, aber nicht wieder abbauen kann. Einmal auf­genommen verbleibt es folglich im Körper. Summiert sich Quecksilber jahrelang im Körper, kann es zu einer chronischen Vergiftung kommen.

Fast 40 Kilogramm des gesundheitsschädlichen Quecksilbers stieß das Heizkraftwerk Nord im Jahr 2013 aus. Der Bezirksausschuss fordert jetzt von der Stadt, die Mengen an Quecksilber und anderen Schadstoffen monatlich zu veröffentlichen.    Foto: Umweltbundesamt
Fast 40 Kilogramm des gesundheitsschädlichen Quecksilbers stieß das Heizkraftwerk Nord im Jahr 2013 aus. Der Bezirksausschuss fordert jetzt von der Stadt, die Mengen an Quecksilber und anderen Schadstoffen monatlich zu veröffentlichen. Foto: Umweltbundesamt

In Deutschland geht der Ausstoß von Quecksilber zu 70 Prozent auf Kohlekraftwerke zurück. Seit April 2015 gelten in den USA strenge Quecksilbergrenzwerte für Kohlekraftwerke. Erst für 2019 ist hierzulande eine Grenzwertsenkung geplant, die einem Vergleich mit den USA aber nicht standhält

Laut dem Gutachten „Quecksilber-Emissionen aus Kohlekraftwerken“ vom 21. Dezember 2015 werde bereits bei einem Drittel der Neugeborenen in Europa eine Methylquecksilber-Konzentration im Haar über dem tolerierbaren Höchstwert nachgewiesen. Die Ergebnisse beruhen auf Proben von 1875 Personen aus 17 Ländern und Literaturdaten von 6820 Personen aus acht Ländern.

Aus medizinischer Sicht behindert Quecksilber die Gehirnausbildung bei Föten und führt zu motorischen und kognitiven Entwicklungsstörungen. Bei Erwachsenen schädigt es vor allem das Zentrale Nervensystem.

Laut Antrag fällt die Anreicherung von Quecksilber in der Natur letztlich wieder auf den Menschen zurück: Auf Grund der hohen Belastung einiger Fischarten raten das Bundesumweltministerium als auch das Bundesamt für Risikobewertung seit Jahren allen Schwangeren und Stillenden auf stark belastete Fischsorten wie Hai, Heilbutt und Thunfisch zu verzichten. Auch in heimischen Arten wie Aal und Bachforelle würden vereinzelt hohe Quecksilberwerte gemessen.

Der Veröffentlichung von Ökopol ist laut Strobl zu entnehmen, dass das Einsparpotenzial an Queck­silber durch moderne Technik für das HKW Nord bei 80 Prozent liegt. Die Stadt spart folglich an moderner Filtertechnik auf Kosten von Mensch und Umwelt.