Ohrenbetäubender Autolärm entlang der Töginger Straße, der Autobahn A 94, zwischen Steinhausen, Zamdorf und Daglfing – natürlich auch in umgekehrter Richtung – nervt rund um die Uhr unzählige Anwohner. Die Regierung von Oberbayern hat im Entwurf eines Lärmaktionsplans für das Umfeld der Autobahnen um München auch diesen Abschnitt berücksichtigt. Die geplanten Entlastungen reichen indes nach Ansicht der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss nicht aus, mit neun Punkten wird argumentiert.

Bis einschließlich Montag, 21. März, können auch die Bürger zu den Plänen schriftlich bei der Re­gierung von Oberbayern, Sachgebiet 50, 80534 München, oder per E-Mail (technischer.umwelt­schutz@regob.bayern.de) unter dem Stichwort „Lärmaktionsplan Bundesautobahnen Landeshaupt­stadt München“ Stellungnahmen und Anregungen einreichen.

Der Blick aus der Vogelperspektive macht klar, wie nah die Wohn- und Industriebauten zwischen Steinhausen und Zamdorf – hier vor allem im Umfeld der Eggenfeldener Straße – an die A 94, die Töginger Straße, grenzen. Eine zehn Meter hohe und 345 Meter lange Wall-Wand-Kombination soll künftig besser vor Lärm schützen.  Karte: Stadt München/Bearbeitung: hgb
Der Blick aus der Vogelperspektive macht klar, wie nah die Wohn- und Industriebauten zwischen Steinhausen und Zamdorf – hier vor allem im Umfeld der Eggenfeldener Straße – an die A 94, die Töginger Straße, grenzen. Eine zehn Meter hohe und 345 Meter lange Wall-Wand-Kombination soll künftig besser vor Lärm schützen. Karte: Stadt München/Bearbeitung: hgb

Eingesehen werden kann der mehr als 100 Seiten umfassende Entwurf – er ist auch im Internet unter www.muenchen.de/lap abrufbar – bis einschließlich Montag, 7. März, an zwei Stellen: Regie­rung von Oberbayern, Bibliothek, Maximilianstraße 39, Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr sowie dienstags, mittwochs und donnerstags von 13 bis 16 Uhr, und im Referat für Gesundheit, Bayer­straße 28a, Eingangshalle, Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr.

Zur Geschwindigkeitsregelung in Fahrtrichtung Passau heißt es in dem Papier-Paket: von BAB-Beginn bis km 1,700 stufenweise Anhebung auf 120 km/h und von km 1,700 bis km 5,100 gilt 100 km/h nachts (22:00 bis 06:00 Uhr). In Fahrtrichtung München von km 5,600 bis km 2,010 gilt 100 km/h nachts (22:00 bis 06:00 Uhr). Und ab km 2,010 bis BAB-Ende Geschwindigkeitstrichter tags (06:00 bis 22:00 Uhr) von 120 bis 60 km/h und nachts (22:00 bis 06:00 Uhr) von 100 bis 60 km/h.

Zum Verkehrsaufkommen werden Zahlen der Autobahndirektion Südbayern von 2010 genannt. Demnach betrug vor sechs Jahren die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke (DTV) zwischen Zamdorf und Daglfing – betroffen sind dabei vor allem die Anwohner der Eggenfeldener Straße – genau 57 572 Fahrzeuge, wobei der Anteil an Lkw tagsüber vier und nachts fünf Prozent betrug.

Um die Belästigungen einzudämmen, untersucht die Stadt nun laut Lärmaktionsplan „im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 1869 Eggenfeldener Straße eine Wall-Wand-Kombination mit einer Höhe von zehn Meter und einer Länge von circa 345 Meter.“

Zum Komplex soll auf Antrag von CSU-Lokalpolitiker Kilian Mentner das Kommunalparlament bei seiner Tagung am Dienstag, 8. März, 19.30 Uhr, Gehörlosenzentrum an der Lohengrinstraße, in neun Punkten „Stellung nehmen“:

  1. Für den Lärmaktionsplan sind nicht die Werte der überholten täglichen Verkehrsstärke 2010, sondern die der Messung von 2015 zu Grunde zu legen. Auf Grund der Eröffnung des Richard-Strauss-Tunnels, der zunehmenden Bebauung in der Nähe der A 94, der Erweiterung der A 94 in Richtung Passau und des Einwohnerwachstums in und um München hat der Verkehr zugenommen.
  2. Die Geschwindigkeitstrichter am Ende/Anfang der A 94 sind abzustimmen. Es ist nicht nachvoll­ziehbar, wieso der Trichter in Richtung München ab km 2,01 beginnt, in Richtung Passau aber bereits ab km 1,7 endet. Anfang bzw. Ende sind einheitlich auf mindestens km 2,01 zu setzen.
  3. Die geschätzte Anzahl von Personen, die dem Lärm ausgesetzt sind, ist viel zu niedrig festge­setzt. Nicht berücksichtigt ist die Bevölkerungszunahme auf Grund der hohen Nachverdichtung in den Wohngebieten in der Nähe der A 94. Die baurechtliche Entwicklung ist zu berücksichtigen.
  4. Es sind folgende Einrichtungen vom Lärm der A 94 im Stadtbezirk massiv belastet: Griechische Schule Sokrates (Zamdorfer Str. 26), Städtische Kindergrippe (Freda-Wuesthoff-Weg 7), Deutsche Journalistenschule (Hultschiner Str. 8), Kindergrippe Klausenburg e.V. (Klausenburger Str. 9), MedLEARNING Gesell. für ärztliche Fortbildung (Stefan-George-Ring 29), Kita St. Martin (Zamdor­fer Str. 100), kibiku Kinderhaus SV Pressezwerge (Hultschiner Str. 8), städtische Kindertagesein­richtung (Schwarzwaldstr. 2) und Kindergarten St. Klara (Friedrich-Eckart-Str. 9).
  5. Die Erneuerung nur jeweils eines Fahrstreifens (rechts) mit Lärm minderndem Belag führt nicht zur Lärmminderung von –2db, da der Lärm weiterhin ungehindert von den alten, nicht sanierten linken Fahrstreifen ausgeht. Es ist völlig unverständlich, wieso 2010 nicht alle Fahrstreifen entspre­chend mit Lärm minderndem Belag ausgestattet wurden.
  6. Die Geschwindigkeitsbeschränkung wird nicht eingehalten, da diese nicht überwacht wird.
  7. Der Lkw-Verkehr hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Hierbei handelt es sich um zielgerichteten Lieferverkehr, der durch die zunehmende Gewerbeansiedlung (Baumarkt Daglfing, Gewerbegebiet am Hüllgraben, Ausweitung der Messestadt Riem) stetig zunimmt.
  8. Derzeitige Lärmschutzmaßnahmen werden mit der Begründung abgelehnt, dass diese beim sechsstreifigen Ausbau der A 94 zwischen der Anschlussstelle (AS) Steinhausen und der AS Feld­kirchen-West vorgenommen werden. Es ist jedoch nicht absehbar, dass der sechsstreifige Ausbau der A 94 in den nächsten 30 Jahren realisiert wird, da er nicht für den vordringlichen Bedarf im Bun­desverkehrswegeplan vorgesehen ist. Daher ist es völlig inakzeptabel, wenn – trotz nachgewiese­ner Grenzwertüberschreitung – nicht unverzüglich aktive Schutzmaßnahmen durchgeführt werden.
  9. Da ein Ausbau der A94 in den nächsten Jahrzehnten nicht zu erwarten ist, fordert der Bezirks­ausschuss die zeitnahe Realisierung eines dem Stand der Technik entsprechendem aktiven Lärm­schutzes zwischen dem Beginn der A 94 bis zur AS Riem.