April 2017 (!): Sebastian Kuhlen, damals Leiter der Projektentwicklung der Dibag, mittlerweile dort Vorstand, sprach im Kommunalparlament: „Wir haben vor einiger Zeit in Zamdorf das Grundstück an der Eggenfeldener – / Töginger – / Hultschiner Straße erworben und uns mit der Stadt über eine Wohnbebauung beraten, nachdem sich dort eine Gewerbeansiedlung als schwierig erwiesen hat. Die Lärmbelastung in den Griff zu bekommen, das ist wohl der schwierigste Punkt. Wir rechnen mit einer Verfahrensdauer von zwei bis drei Jahren. Der Baubeginn könnte also 2020 erfolgen.“ Stand heute ist baulich kein Grashalm geknickt! Warum?
Blick in die Dibag-Internetseite – Text ohne Datumsangabe: „Die Stadt München und die Dibag Industriebau AG als Projektentwicklerin beabsichtigen, ein circa 6,1 Hektar großes Plangebiet … zu einem Quartier mit Wohn- und Kerngebietsnutzung … zu entwickeln. Weitere Informationen folgen.“ Liest sich schon ein wenig geheimnisvoll, nach mehr als sechs Jahren.
Der Plan: Auf mehr als 50 000 Quadratmeter Geschossfläche sollen neben Büros etwa 380 Wohnungen samt Infrastruktureinrichtungen (Projektname >Bogenhausen Süd<) gebaut werden – und zwar ausschließlich Mieteinheiten, wie Kuhlen im Bezirksausschuss versichert hatte. Im westlichen Eckbereich ist ein Hochhaus mit 15 Stockwerken vorgesehen. Zum Vergleich: Der Wolkenkratzer des Süddeutschen Verlags an der Hultschiner Straße hat 28 Geschosse und ist 99 Meter hoch.
Die laut Planungsreferat vermutlich mit Altlasten gespickte Fläche – seit Mai 2000 als Gewerbegebiet ausgewiesen, aber mangels Nachfrage überwiegend landwirtschaftlich genutzt – gehört zum größten Teil dem Konzern Doblinger (Anm. d. Red: die Dibag ist Teil dieser Unternehmensgruppe). Kleinere Grundstücke sind im Besitz einer Privatperson und der Stadt. Einst war überlegt worden auf dem Gelände ein Wohnhaus für Senioren zu erstellen.
Das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs vom Sieger (Florian Krieger Architektur): Eine „Grundfigur“ aus vier Quartieren mit teilweise geöffneten Blöcken. Die Gebäude am südlichen Rand der Wohnquartiere sind mit fünf Geschossen geplant und haben jeweils einen Hochpunkt mit sechs Geschossen. Dies bezeichnet die Stadt als eine Art „rhythmische Betonung der städtebaulichen Figur entlang der Autobahn.“ An der Eggenfeldener Straße, gegenüber der bestehenden Bebauung, werden die Gebäude überwiegend auf vier Geschosse reduziert. Hochpunkte markieren jeweils die platzartigen Eingänge in die Höfe.
Knackpunkte der Bebauung sind die verkehrliche Erschließung samt Mehrbelastungen und die Lärmbelastung. Denn das Quartier entsteht entlang der Autobahn mit einem Mindestabstand von 40 Metern. Südlich grenzt das Gewerbegebiet Zamdorf an. Laut Referatsvorlage ist „im gesamten Plangebiet von einer erheblichen Überschreitung der städtebaulichen Orientierungswerte für allgemeine Wohngebiete auszugehen. Der Verkehrslärm erreicht gesundheitsgefährdende Belastungen.“ Hinzu kommen „Geräusche“ aus dem Gewerbegebiet. Zum Schutz ist entlang der Töginger Straße ein „zehn Meter hoher angebüschter Wall mit Wänden“, so Kuhlen, vorgesehen.
Einen Entwurf des Bebauungsplans gibt es seit Ende 2020. Doch zwischen den Grundstückseigentümern bestehen gemäß eines Papiers des Referats für Stadtplanung Gegensätze. Idee der Stadt dazu: das Gebiet per Bebauungsplan untergliedern, um teilweise den Wohnungsbau voranzutreiben. Diese notwendige neue Planung dauert natürlich. Im Stadtrat soll dann 2024 entschieden werden. Es kann also sein, dass am Ende alles anders konzipiert wird.
Dibag-Vorstandsmitglied Kuhlen auf Nachfrage von unser-bogenhausen.de zum aktuellen Stand: „Die Entwicklung des Areals schreitet wieder voran. Der Ankauf einer Teilfläche (Ecke Hultschiner Straße / BAB 94) gelang nicht und die notwendigen Umplanungen im Bereich des Kerngebiets sind aufwändig. Zudem ist aufgrund der Nähe zur Autobahn eine sorgfältige Planung äußerst wichtig. Wir schätzen, dass wir Ende 2023 einen soliden Zwischenstand präsentieren können und das Bebauungsplanverfahren im Jahr 2024 fortgesetzt wird.“