Ohne S-Bahn-Tunnel zwischen Zamdorf, Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen keine Bebauung des knapp 600 Hektar großen Areals im Nordosten. Dazu gibt es einen Grundsatzbe­schluss des Stadtrats aus dem Jahr 2012. Und auch die Bogenhauser Lokalpolitiker halten unisono eine viergleisige Bahnstrecke unter der Erde für unabdingbar. Daher sorgt ein Antrag der Grünen-Fraktion im Rathaus zu einem Kostenvergleich Tunnel versus Landschaftsbrücken für Empörung.

Der Wortlaut des Antrags unter dem Titel >Die fetten Jahre sind vorbei< – „Viergleisiger Ausbau S8 Daglfing – Johanneskirchen: Aktualisierung der Zahlen und Kostenvergleich Tunnel/Landschafts­brücken. Dem Stadtrat werden die aktualisierten (Brutto-)Kosten eines Tunnels sowie der Variante 5a plus (optimierte Amtslösung durch landschaftliche Einbindung der oberirdischen Gleistrasse) dargestellt.

Die Begründung:

Das knapp 600 Hektar große Entwicklungsgebiet im Münchner Nordosten.  Karte: Stadt München
Das knapp 600 Hektar große Entwicklungsgebiet im Münchner Nordosten. Karte: Stadt München

„Im Zuge der Haushaltsdiskussionen stehen die geplanten großen Infrastruktur­projekte aufgrund ihrer hohen Kosten im Fokus des Interesses. Um den S8-Ausbau überhaupt auf solider Grundlage diskutieren zu können, müssen aktuelle Zahlen auf den Tisch. Die letzten Zahlen hierzu sind schon fast vier Jahre alt. Demnach beträgt der Mitfinanzierungsanteil Münchens für den Bahntunnel circa 700 Mio. Euro (netto).

Zusammen mit der zwischenzeitlichen Erhöhung der Pla­nungskostenpauschale von 16 auf 18 Prozent, den beabsichtigten zusätzlichen Maßnahmen an den Tunnelmündern und dem weiter gestiegenen Baukostenindex dürfte der Tunnel den städtischen Haushalt mittlerweile mit einer Summe von knapp 1000 Millionen Euro (brutto, inkl. Umsatzsteuer) belasten.“

Und weiter heißt es: „Nach der Entscheidung der Stadtratsmehrheit vom 29. Februar 2012 für eine alternativlose Tunnellösung ist dieser fester Bestandteil im Rahmen der seit mehreren Jahren laufenden Bürgerbeteiligung zur Stadtentwicklung im Münchener Nordosten (SEM). Die Frage, ob sich die Stadt den Tunnel noch leisten kann, sollte daher möglichst bald entschieden werden.“

Die Miene von Angelika Pilz-Strasser, Bezirksausschuss-Vorsitzende von den Grünen, konfrontiert mit der ihr nicht bekannten Initiative, versteinerte sich: „Ich bin entsetzt. Das darf doch nicht wahr sein. Es geht nicht an, so einen Verstoß zu starten, ohne die Betroffenen vor Ort zu fragen. Die Idee widerspricht der Linie der Grünen im Bezirksausschuss. Es wäre schön gewesen, wenn vorher ein Abgleich mit den Leuten vor Ort stattgefunden hätte. Was soll das denn momentan bringen?“

Nachdem sich die Chefin des Stadtteilgremiums wieder gefasst hatte, meinte sie: „Vielleicht ist es gut, dass die Gespräche zwischen Stadt, Freistaat, Bund und Bahn vorankommen, bald zu einem griffigen Ergebnis führen.“

Quasi stellvertretend für alle Mitglieder des Kommunalparlaments kanzelte ein Lokalpolitiker die Oppositionspartei im Rathaus ab: „Die spinnen wohl!“