29. November 2017

„Wir reden hier nicht über Möbel, wir reden über Kinder und Familien, die Situation ist erschütternd“, empörte sich Petra Cockrell, Vertreterin der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss. Der Anlass: Im Haus für Kinder an der Else-Lasker-Schüler-Straße im neuen Oberföhringer Wohnquartier Alte Zie­gelei fehlt Personal. Und zwar so viel, dass die Betreuungszeiten für die Mädchen und Buben redu­ziert worden sind, Mütter die Kinder selbst betreuen, dass gar die Schließung der Einrichtung droht.

„Das ist jetzt nicht mehr tragbar, wird sind verzweifelt“, erklärte Elternbeirätin Kathrin Kmeth den Lokalpolitikern, die einstimmig einen Dringlichkeitsantrag der CSU billigten. In dem Vorstoß werden drei Punkte aufgelistet:

Die Stadt wird aufgefordert, „mit höchster Priorität die unbesetzten mindestens vier (!) Vollzeitstellen mit neu eingestelltem Fachpersonal so weit nach zu besetzen, dass die regulären Betreuungszeiten wieder eingehalten werden und eine Schließung aus organisatorischen Gründen verhindert wird.“ Dazu muss man wissen: In dem Haus ist Platz für 100 Kinder – 50 im Kindergarten, zwei Dutzend in der Krippe und 26 im Hort.

Zum zweiten wird verlangt, die betroffenen Eltern „zeitnah und kontinuierlich über das weitere Vor­gehen in Sachen Personalstand zu informieren, bis die Personalsituation sich normalisiert.“ Und schließlich wird grundsätzlich Auskunft gefordert, nach welchen Verfahren die Verteilung neu einge­stellter Mitarbeiter auf die Einrichtungen im Kita-Bereich erfolgt.

In der Begründung des Antrags wird ausgeführt: „Dass wir mittlerweile bei Kita-Personal bei einer Art >Mangelverwaltung< angekommen sind, ist bekannt. Dies verlangt allen Beteiligten eine Menge ab. Nichtsdestotrotz sind auf unbestimmte Zeit verkürzte Betreuungszeiten oder ein drohender Komplettausfall der Kinderbetreuung ein Totalversagen des Bildungsreferats, zumal laufend Perso­nal eingestellt wird.“

Im Haus für Kinder an der Else-Lasker-Schüler-Straße im Oberföhringer Wohnquartier Alte Ziegelei fehlt Personal. Die Betreuungszeiten für die Mädchen und Buben wurden deswegen reduziert, Mütter betreuen die Kinder zeitweise selbst .      Foto: Privat
Im Haus für Kinder an der Else-Lasker-Schüler-Straße im Oberföhringer Wohnquartier Alte Ziegelei fehlt Personal. Die Betreuungszeiten für die Mädchen und Buben wurden deswegen reduziert, Mütter betreuen die Kinder zeitweise selbst . Foto: Privat

Cockrell, Kinderbeauftragte im Bezirksausschuss, in einem verbalen Frontalangriff auf das Referat für Bildung und Sport (RBS): „Alle Jahre haben wir wieder die Thematik Personal in der einen oder anderen Variante.

Es ist mir ein Rätsel, was die Referatsmitarbeiter den lieben langen Tag so treiben. Das ist München nicht angemessen. Ich möchte Klarheit über das Verfahren der Stadt, wie dieser Mangel verwaltet wird. Ich möchte nicht in ein paar Monaten dasselbe Problem wieder haben.“

Von einer intakten Kinderbetreuung hingen „ganze Existenzen“ ab, viele Eltern sind „völlig aufge­löst“, so die Kommunalpolitikerin. Dazu Kmeth, deren Tochter und kleiner Sohn die Einrichtung besuchen:

„Vor kurzem wurden wir kurzfristig informiert, dass wir die Kinder früher abholen müssen. Die Öffnungszeiten wurden von der Stadt morgens von 8 auf 7.30 Uhr und abends von 17 auf 16 Uhr verkürzt. Man muss bedenken, dass auch Alleinerziehende betroffen sind. Und auch die Erzieherinnen werden allein gelassen, die Bedingungen für sie sind mehr als grenzwertig.“ Aktuell soll die morgendliche Öffnung nun wieder um 7.30 Uhr erfolgen – mit demselben Personal …

Wie in dem Haus für Kinder alles ablaufen soll, wenn weiteres Personal ausfällt, wenn die alljähr­liche Grippe grassiert, ist allen Beteiligten ein Rätsel. Selbst wenn es der Stadt gelingen sollte, Personal aus anderen Einrichtungen zeitweise zu versetzen.