10. August 2018

Ende März hatte der Bezirksausschuss die Stadt aufgefordert, den Fußgängerüberweg auf Höhe des Anwesens Freischützstraße 106 mit einer Beleuchtung nachzurüsten. Vertreter der Abteilung Straßenverkehr im Kreisverwaltungsreferat (KVR) überprüften das Anliegen. Ergebnis: Der seit 1973 bestehende Übergang wird „widerrufen, die beidseitig aufgestellten Verkehrszeichen sowie die Fahrbahnmarkierung werden entfernt.“ Die Lokalpolitiker sind nicht „amused“, protestieren gegen das Vorhaben, wollen es bei einem Ortstermin nach den Schulferien klären.

In der Begründung zu der Maßnahme führt die Behörde aus: „Der Übergang befindet sich in einer Tempo-30-Zone in einem ruhigen Wohngebiet. Er ist unbeleuchtet, entspricht nicht den aktuellen rechtlichen Vorgaben. Hier wird einem Fußgänger beim Benutzen des Überwegs Sicherheit sugge­riert, die bei Dunkelheit nicht gegeben ist. Damit sind Fußgänger bei Dunkelheit gefährdet, weil sie von Kraftfahrern möglicherweise zu spät erkannt werden. Die einige Meter entfernte Straßenlaterne bietet keine ausreichende Ausleuchtung des Übergangs, der in den siebziger Jahren aus Gründen der Schulwegsicherheit errichtet worden war – lange bevor in der Nähe der Fußgängerüberweg an der Johanneskirchner Straße geschaffen wurde.“

Weiter führt die Behörde aus: „Eine Verkehrsbeobachtung hat ergeben, dass Schulkinder aus den angrenzenden Wohnanlagen diesen Übergang auf dem Weg zur Regina-Ullmann-Grundschule grundsätzlich nicht benutzen, sondern vor allem den in circa 200 Meter Entfernung befindlichen Übergang an der Johanneskirchner Straße, um dort die Freischützstraße zu queren.

Der seit rund 45 Jahren bestehende Fußgängerüberweg auf Höhe des Gebäudes Freischützstraße 106 wil Stadt entfernen, weil ihn zu wenige Personen benützen und weil die Nachrüstung mit einer Beleuchtung nicht möglich ist, da ein schützenswerter Baum gefällt werden müsste. Das passt aber den Lokalpolitikern nicht. Foto: hgb

Auch Kinder aus der Preziosastraße nutzen ausnahmslos diesen Übergang, der keinen Umweg darstellt; viel­mehr liegt dieser direkt in Gehrichtung auf dem Weg zur Schule bzw. auf dem Heimweg, der entlang des Bichlhofwegs führt.

Die Entscheidung belegt das KVR mit Zahlen: „Zwischen 7 und 8 Uhr wurden 33 Querungen ge­zählt – neun Erwachsene, sechs Grundschüler ohne Begleitung, acht Kinder in Begleitung von vier Erwachsenen, sechs Jugendliche, davon vier mit Fahrrad.

Zwölf Radfahrer in beiden Richtungen wurden registriert, an Autos waren es 130. Der morgendliche Fahrverkehr war ruhig mit großen Lücken.“

Und weiter: „Die Verkehrsstärken für die Empfehlung eines Fußgängerüberwegs liegen bei mindestens 50 Fußgängerqueren pro Stunde und bei mindestens 200 motorisierten Fahrzeugen pro Stunde. Die ermittelten Fakten an der Freischützstraße 106 erfüllen diese Mindestvorgaben in keiner Weise. In Tempo-30-Zonen sind Fußgängerüberwege entbehrlich und sollen nicht eingerichtet werden.“

Gleichwohl wurde eine technische Nachrüstung geprüft. Um einen notwendigen Peitschenmast für die Beleuchtung einschließlich eines beleuchteten Verkehrszeichens zu installieren, müsste „ein gesunder Baum mit circa ein bis 1,2 Meter Stammumfang am einzig möglichen Aufstellort“ gefällt werden, was gemäß Baumschutzverordnung nicht möglich ist. In diesem Fall seien „Naturschutz­interessen höher einzustufen“, so laut Entscheidung.

Ob die Behörde einlenkt oder ob es zu einem Kompromiss kommt, das wird sich an besagtem Ortstermin mit Vertretern des KVR und aus dem Bezirksausschuss zeigen – sofern nicht schon währen der Sommerferien die Bauarbeiter in der Freischützstraße anrücken und Hand anlegen!