16. Januar 2019
Regelrecht abgeschmettert, nämlich einstimmig, hat der Gemeinderat Unterföhring (Landkreis München) den Antrag der Stadtwerke München (SWM), neben dem Heizkraftwerk (HKW) Nord auf Unterföhringer Flur ein Gasheizkraftwerk zur Erzeugung von Wärme und Strom zu errichten.
Der Hintergrund: Gemäß Bürgerentscheid in der Landeshauptstadt im November 2017 muss der mit Steinkohle befeuerte HKW-Block II bis Ende 2022 abgeschaltet werden. Die Stilllegung muss aber noch von der Bundesnetzagentur (BNetzA) bewilligt werden. Sollte der Kohleblock als systemrelevant erachtet werden, bliebe er am Netz. Systemrelevant bedeutet: Die Agentur, die die Stromnetze observiert, muss sicherstellen, dass ausreichend Energie ins bundesweite Netz eingespeist wird.
Ein vom Münchner Stadtrat benannter Energieberater hatte den Unterföhringer Lokalpolitikern wegen weiterer Belastungen von einer Genehmigung der SWM-Pläne abgeraten. Wie hatte doch eine Bogenhauser Lokalpolitiker im vergangenen August orakelt: „Ein neues Heizwerk in Unterföhring – dass ist doch Augenwischerei. Die sind doch froh, das Kohlekraftwerk los zu werden.“ Somit kommen jetzt wohl wieder mögliche lokale Gasheizkraftwerke wie in Bogenhausen aus versorgungstechnischen Gründen ins Spiel.
Rückblick Juni 2018: „Der Bezirksausschuss Bogenhausen lehnt ein Heizkraftwerk auf dem Parkplatz des Cosimabads vehement ab. Die Stadtwerke München (SWM) werden aufgefordert, diesen Standort von ihrer Liste der möglichen Kraftwerkstandorte sofort zu streichen.“
Ebenfalls einstimmig verabschiedet wurde eine Initiative der ÖDP: Die SWM sollen in Unterföhring den Bau eines Heizwerks – ohne Stromerzeugung, auf Gasbasis – prüfen.
In der Begründung des CSU-SPD-Dringlichkeitsvorstoßes war angeführt worden: „Der Parkplatz (Anm. d. Red.: rund 120 Stellplätze) wird dringend von den Besuchern des Cosimabads benötigt.“
Und: „Zudem ist der Standort viel zu klein. Wir gehen außerdem davon aus, dass die Alternative >Parkplatz Cosimabad< genauso wie Freimann von der Bundesbehörde abgelehnt wird, weil der Standort zu nah an Unterföhring liegt.“ Zu all dem muss man wissen: In Unterföhring befindet sich seit 1964 das HKW Nord mit drei Blöcken zur Erzeugung von Elektrizität, Fernwärme und seit 1991 zur Verbrennung von mehr als 800 000 Tonnen Restmüll pro Jahr mit jährlich etwa 800 000 Tonen Steinkohle).
Um die Kapazitäten des Blocks II in Bezug auf die Fernwärme-Erzeugung – Leistung in etwa 550 Megawatt (MW) – ersetzen zu können, untersuchen die SWM zwölf mögliche Standorte für mit Erdgas betriebene Heizwerke im Stadtgebiet. Vier bis sieben dieser dezentralen, rund 70 Megawatt Wärme erzeugende „Monster“ – teils in Wohngebieten und in Grünanlagen – würden wohl benötigt. „Wir suchen nach Alternativen zur sicheren Versorgung der Bewohner mit Fernwärme“, erklärte Thomas Prein vom Büro des SWM-Technikbüro im Kommunalparlament. Die Anlage am Hallenbad hätte eine Fläche von etwa 50 mal 60 Metern, also 3000 Quadratmetern, würde mit zwei bis zu 40 Metern hohen Schornsteinen entstehen. Und das genau gegenüber einem Hochhaus und weiteren Wohngebäuden.