21. Februar 2019

Es war die Idee eines Bürgers auf der Bürgerversammlung im Oktober: Den Abschnitt im Rasengleis der Straßenbahn­linie St. Emmeram zwischen Einmündung Englschalkinger Straße und Effnerplatz mit einem Rasengitter zu versehen oder zu pflastern, damit in Notfall Kranken­wagen, Polizei und Feuerwehr ihn nutzen und somit dort (schneller) durchkommen können. Die Stadt wie auch die Rettungsorganisationen lehnen den Vorschlag indes ab.

Der Rentner hatte – vornehmlich zu Zeiten des Berufsverkehrs – mehrfach beobachtet, dass ab der Abzweigung der Englschalkinger Straße stadteinwärts bis zur Mae West / Abbie­gung auf die Isar­ring-Ram­pe Rettungswagen trotz Martinshorn und Blaulicht minutenlang im Verkehr steckten. Der Grund: Auf allen drei Fahrspuren standen die Autos vor der Ampel Stoß­stange an Stoßstange, die Autofahrer hatten keine Möglichkeit auszuweichen und so eine Rettungsgasse frei zu machen. „Bei so einem Einsatz zählt doch die Zeit“, gab der Bürger zu bedenken.

Der Vertreter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) meinte seinerzeit: „Die Idee klingt char­mant. Doch das ist nicht einfach umsetzbar. Man müsste die Strecke neu bauen, sie ist ja kurvig.“

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) bat die MVG um eine offizielle Einschätzung: „In dem Abschnitt ist zur Einhaltung der Lärmemissionen eine Lärmschutzwand errichtet. Würden die Ret­tungsfahrzeuge über ein mögliches Rasengleis mit Rasengittersteinen fahren, wäre die Wirksamkeit der Lärm­schutzwand zum Teil nicht mehr gegeben. Denn durch die Vergrößerung des Abstands zwischen den Rettungsfahrzeugen und der Wand würden sich die Emissionen an den Häusern erhöhen, da sich die Schallemissionen nun über die Lärmschutzwand ausbreiten könnten.“

Auf der dreispurigen Effnerstraße vor der Mae West / Abbiegung zur Isarring-Rampe stehen die Autos oft Stoßstange an Stoßstange, ist für Rettungswagen vor allem zu Zeiten des Berufsverkehrs kein Durchkommen. Der Bürgervorschlag, das Rasengleis der Tram mit Gitter zu versehen, ist jedoch nicht machbar. Foto: hgb

Und weiter: „Zudem würde sich die Eindeckung des Straßenbahnoberbaus ändern, was ebenfalls zu einer dauerhaften Erhöhung der Lärmemissionen führen würde. Daher wäre aus lärmschutz­technischen Gründen ein Rasengleis mit Rasengittersteinen nicht Ziel führend.“ Der unterrichtete Rettungszweckverband München antwortete (redaktionell gekürzt) auf Basis der Stellungnahmen der Rettungsdienstorganisationen:

„Eine Nutzung von Straßenbahntrassen würde zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings müssten diese hierfür so ausgebaut sein, dass die Verkehrs­sicherheit gewähr­leistet ist und die auf der Trasse fahrenden Straßenbahnen nicht zum Hindernis für den Rettungs­wagen werden. 

Voraussichtlich könnte auf Sondersignale nicht verzichtet werden, da Tramfahrer, Fahrgäste, aber auch andere Verkehrsteilnehmer nicht damit rechnen, dass ein Rettungswagen zügig die Gleise benutzt. Ein >stummes< Einfahren in eine andere Fahrspur, wenn andere Verkehrsteilnehmer von dort einen Rettungswagen eher nicht erwarten, würde zu einer erheblichen zusätzlichen Gefährdung führen.“

Und da eine Tram, anders als ein Personenwagen, nicht die Möglichkeit habe, für ein Rettungsfahr­zeug zur Seite zu fahren, könnte eine schmale Tramstrecke schnell zur Sackgasse für das Ret­tungs­­fahrzeug werden. Denkbar wäre eine solche Lösung nur dann, wenn ein Umfahren der Tram bzw. ein schnelles und möglichst wenig riskantes Zurückwechseln auf die Straße durch das Rettungsfahrzeug möglich ist. „Bei dem angeführten Abschnitt sind diese Voraussetzungen jedoch derzeit nicht gegeben.“