30. November 2019

Anfang November 2017 hatten 60 Prozent der Münchner bei einem Bürgerentscheid entschieden, dass der Block II des Heizkraftwerks (HKW) Nord, von den Stadtwerken München (SWM) mit Stein­kohle betrieben, auf Unterföhringer Flur gelegen, also vor der Haustür von Bogenhausen, bis spä­testens Ende 2022 stillgelegt wird. Ende Oktober 2019 hatte dann die Bundesnetzagentur die Still­legung untersagt, das HKW als systemrelevant eingestuft und den Betrieb bis Ende 2024 geneh­migt. Jetzt hat der Stadtrat beschlossen, den Betrieb ab Mai 2020 stark zu drosseln.

Der Entscheid im Rathaus ist ein Erfolg für die Kohle-Gegner, wenngleich es im Extremfall möglich ist, dass die Anlage bis 2028 weiter betrieben wird – sollten die Stadtwerke keine Alternativen (wie Gas) finden, um die Wärmeversorgung Münchens zu sichern. Mit der zeitlichen Betriebskürzung werden ab nächsten Sommer „nur“ mehr maximal 350 000 Tonnen Kohle pro Jahr verfeuert. Bis dato sind’s bzw. waren es jährlich fast 800 000 Tonnen. Letztendlich also mindestens 450 000 Tonen Steinkohle weniger. Im Betrieb können dann zwischen November und März rund 60 Prozent der Leistung erzielt werden, zwischen April und Oktober etwa 25 Prozent, wobei in der Sommerzeit der Block II für zwölf Wochen ganz abgeschaltet wird.

Der Betrieb des Heizkraftwerks Nord, am Rand des Bogenhauser Stadtteils Oberföhring auf Flur der Gemeinde Unterföhring gelegen, wird ab Mai nächsten Jahres gedrosselt. Foto: hgb

 

 

800 000 Tonnen Steinkohle pro Jahr, also 2400 Tonnen am Tag oder 100 Tonnen pro Stunde – schlicht irre, auch wenn dadurch Elektrizität sowie Fernwärme für rund 150 000 Haushalte erzeugt wird. Irre ist überdies, dass die Steinkohle überwiegend in den USA sowie in Russland gefördert und täglich von zwei bis drei Güterzügen geliefert wird.

Wie modern und aufwändig die Reinigung, das Filtern der Abgase aus den drei, 130 Meter hohen Schornsteinen im Kraftwerk – in den Blöcken I und III werden seit 1992 bzw. 1983 jährlich mehr als 700 000 Tonnen Restmüll verbrannt – auch ist oder sein mag: Das HKW Nord ist, wie es ein Bogenhauser Lokalpolitiker einmal drastisch formuliert hat, „Münchens größte Dreckschleuder“. Denn das HKW verschmutzt die Luft stärker als der gesamte Münchner Straßenverkehr – die CO2-Emissionen betragen laut Experten bis zu zwei Millionen Tonnen. Pro Jahr, wohlgemerkt!

Dazu kommen – nebenbei – noch jährliche hochgiftige Quecksilber-Emissionen von rund 70 Kilo­gramm.