21. Oktober

 

Die „Absichtserklärung“ der Deutschen Bahn (DB), den Ausbau der aktuell zweigleisigen S-Bahn- und Gütertrasse zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen von und zum Flug­hafen auf vier Gleisen, also eine getrennte Führung von S-Bahn und Güterverkehr, oberirdisch – wie nicht anders zu erwarten – durchzuführen, liegt nun schwarz auf weiß vor. Der Konflikt zwi­schen Bahn, Stadt, Bogenhausen und Bürgern geht damit in die nächste Runde.

S-Bahnhof Englschalking beim ebenerdigen Ausbau der Bahnstrecke. Visualisierung: 2020 vectorvision / DB Netz AG

Die DB will an der Oberfläche bauen, weil das günstiger und schneller geht – kalkuliert rund 890 Millio­nen Euro Kosten und etwa sechs Jahre Bauzeit. Der von der Stadt, dem Bezirksaus­schuss Bogen­hausen und vielen Bürger geforderte Tunnel würde hingegen rund 2,4 Milliarden Euro ver­schlingen und der Bau geplante zwölf Jahre dauern. Besagte knapp 900 Millio­nen Euro müsste die DB wohl auch für den Tunnel aufbringen, der „Rest“, rund 1,5 Milliarden Euro, bliebe an der Stadt hängen.

S-Bahnhof Englschalking bei Ausbau der Bahnstrecke in einem Tunnel. Visualisierung: 2020 vectorvision / DB Netz AG

Die drei Ausbauvarianten ebenerdig, Trog und Tunnel hat die DB in einer Grobuntersuchung ge­­prüft. Sie kommt gegenüber dem Bundesverkehrsministerium als Auftraggeber zu dem Ergeb­nis, dass nur die ebenerdige Variante weiterverfolgt werden soll. Aus Sicht der Stadt und dem Kommu­nal­parlament sind Belange wie Schallschutz, Lärmschutz und Stadtgestaltung aber nur mit einer Tunnellösung in den Griff zu bekommen.
Teile Bogenhausens sind durch die Gleisführung bereits jetzt abgetrennt, das im Nordosten geplante neue Stadtquartier wäre ein „Anhängsel“ Münchens.

Deshalb hat der Stadtrat beschlossen, sechs Millionen Euro Kosten für die Feinplanung einer Tunnellösung übernehmen, die parallel zur oberirdischen Variante vom Bahnkonzern erarbeitet wer­den soll. Für die Feinplanung soll eine „Zuwendungsvereinbarung“ mit der DB Netz AG ge­schlossen werden. Mit dieser Vereinbarung wird aber noch keine Aussage über die Übernahme der Mehrkosten bei einer Realisierung der Tunnellösung getroffen. Zur Frage der Kostenbeteiligung stehen weitere Gespräche mit dem Freistaat Bayern und dem Bundesverkehrsministerium an.

Statement von Florian Ring (CSU), Vorsitzender des Kommunalparlaments:Der Bezirks­aus­schuss begrüßt die Sicherstellung der Finanzierung der Feinvariantenplanung durch die Stadt und unterstreicht seine jahrzehntelange Forderung für einen unterirdischen viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke (Tunnellösung). Die von der DB AG ins Spiel gebrachte Amtslösung, d. h. die ober­irdi­sche Streckenführung lehnt der Bezirksausschuss ab und verweist auf seine bisherige ausführ­lichen Stellungnahmen. Der Bezirksausschuss bittet den Oberbürgermeister auf den Bundesver­kehrsminister und die DB AG sowie auf den Freistaat Bayern zuzugehen, um die Realisierung der Tunnelvariante zum Durchbruch zu verhelfen.