2. November 2020
2,30 Meter breite Radwege plus 50 Zentimeter Sicherheitsstreifen zum Verkehr statt der Parkreihe auf der Westseite und eventuell auch dem Parkstreifen auf der Ostseite (!) – das wollen die städtischen Planer in der Vollmann- zwischen Denninger- und Englschalkinger Straße, einem etwa 700 Meter langen Abschnitt, umsetzen. Dagegen regte sich massiver Widerstand von mehr als fünf Dutzend Anwohnern bei einer CSU-Info-Veranstaltung. Nur zwei, drei Personen (anderer Parteien) sprachen sich für das Vorhaben aus. Impressionen und Hintergründe.
Gemäß dem Bürgerbegehren Radentscheid „soll in München ein lückenloses Netz an Rad-Vorrangrouten entstehen“ – das hat die grün-rote Mehrheit im Rathaus beschlossen und sich vorgenommen, in jedem Quartal zehn Maßnahmen umzusetzen. Zwar stoppte Corona die radikalen Verkehrswender, doch der Stadtrat hat die Planer nun beauftragt, Vorschläge zu erarbeiten, wie bei 18 (weiteren) Straßen neue und breitere Radwege eingerichtet werden können.

Kurzum: Mehr Platz in München für etwa 15 Kilometer Radlrouten. Dazu werden wieder Autospuren und Parkplätze gestrichen. Im „Maßnahmenbündel“ sind zwei Projekte in Bogenhausen enthalten – eben in der Vollmannstraße und im Abschnitt Englschalkinger – zwischen Freischütz- und Ostpreußenstraße sowie Marienburger- und Barlowstraße.
Wie läuft’s ab? Nach einer Mitteilung aus dem Rathaus werden Anwohner und Bezirksausschüsse in die weiteren Planungen einbezogen, etwa durch Online-Veranstaltungen oder andere Formate. Am Ende entscheidet der Stadtrat über eine Umgestaltung. Laut Jens Luther, CSU-Stadtrat und Mitglied des Bezirksausschusses, „soll bis Frühjahr 2021 die Feinplanung stehen“.

Luther war es auch der zusammen mit Florian Ring (CSU), Vorsitzender des Bogenhauser Kommunalparlaments, die Bürger bei einer Veranstaltung auf der Wiese des Pachmayrplatzes informierte. Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, wegen einer Corona-Sondersitzung im Maximilianeum verspätet eingetroffen, erläuterte in vielen Einzelgesprächen seinen Standpunkt und die Sachlage,
„Wir sind nicht gegen eine Verkehrswende, aber nicht so, nicht hier, nicht an diesem Abschnitt“, so Luther. Er warnte zudem davor, dass es bei einer Umsetzung des Vorhabens unweigerlich zu einer Verdrängung der parkenden Fahrzeuge in umliegende Straßen kommt. Und: „Laut Vorlage für den Stadtrat gibt es hier relativ wenig Radverkehr.“
Ein Anwohner zum Projekt: „Das kostet doch einen Haufen Geld, der Plan ist doch angesichts des kurzen Stücks unausgegoren. Gibt es denn derzeit nichts Wichtigeres?“ Apropos „Haufen Geld“: eine siebenstellige Summe kann man für die neuen Radwege locker ansetzen.

Verbunden wäre das Ganze überdies mit Gefährdungen. Bei Begegnungsverkehr wäre es mehr als wahrscheinlich, dass Autofahrer den oder die Radstreifen nutzen – ausweichen müssen, um beispielsweise demolierte Rückspiegel zu vermeiden. Auch für Fußgänger wäre das Queren der Fahrbahn gefährlich(er). „Wer garantiert“, so eine Frau, „dass sich die Radfahrer an die Regeln halten?“ Sie spielte damit auf die immer wieder zu beobachtenden „Geisterradler“ in der Vollmannstraße an. Überdies hat man Befürchtungen, dass der Lastwagenverkehr zunimmt und diese Fahrzeuge noch schneller passieren.
Zur Veranstaltung: Ein Areal auf der Wiese war mit rot-weißen Bändern abgesteckt, der Aufenthalt nur im Innenbereich erlaubt. Dort lagen Pappteller auf dem Rasen – großer Abstand der Besucher seitlich und nach hinten so vorbildlich gesichert. Eben einfach Corona-konform. All das unter den wachsamen Augen von Polizeibeamten der Inspektion 22 Bogenhausen, die – danke dafür! – mit den Fahrzeugscheinwerfern das Gelände ausgeleuchtet haben. Trotz einbrechender Dunkelheit und natürlich Maske konnte man sich so erkennen …