25. September 2021

Bizarr: Bürgerversammlung in Neuperlach

Die Ansage von Bezirksausschuss-Vorsitzendem Florian Ring (CSU) am Ende der September-Ta­gung des Kommunalparlaments ging im Raunen des allgemeinen Aufbruchs der Lokalpolitiker, Be­sucher und Pressevertreter fast unter: „Die Bürgerversammlung findet Ende Oktober statt“ – „Wo und wann, bitte?“ – „Im Heinrich-Heine-Gymnasium, am Donnerstag, 28. Oktober“ – „Heinrich-Heine-Gymnasium?“ – „In Neuperlach!“

Viele schauten verdutzt drein, bei einigen lösten die Worte Schockstarre aus. Also: Heinrich-Hei­ne-Gymnasium, 81739 München (Neuperlach), Max-Reinhardt-Weg 27. In der dortigen Turnhalle finden in den Tagen zuvor übrigens vier weitere Bürgerversammlungen (Perlach, Trudering-Riem, Obergiesing-Fasangarten und Ramersdorf) statt. Achtung: Ramersdorf-Perlach bildet den Stadtbe­zirk 16. Die Bürgerversammlung ist also zweigeteilt!

Gut, Aufwand und Kosten werden reduziert. Aber von Bogenhausen nach Neuperlach? Wer immer dies auch verfügt hat, abgezeichnet und somit verantwortlich ist der Oberbürgermeister. Dann kann man sich schon fragen: Geht’s noch, Herr Reiter?

Schaubild zum Spielplatz in der Scheinerstraße aus der Bürgerversammlung 2019. Grafik: Stadt München

Zur Verdeutlichung: Fahrzeit – gegen 18 Uhr – mit dem Auto ab Arabellapark etwa 45 Minuten. Oder mit dem X30 zum Ostbahnhof und weiter mit der U 5 und anschließendem 700-Meter-Fußweg zum Gymnasium sicherlich um die 60 Minuten. Und zurück bei kühler Herbstwitterung und Dunkel­heit. Wohlgemerkt ab Arabellapark. Wer beispielsweise in Johanneskirchen wohnt, der wird diese Strapazen wohl kaum auf sich nehmen!

Rückblick Anfang Oktober 2020: „Demokratie findet vor Ort statt. Ich fürchte, wir sitzen dann al­lein da.“ Mit diesen Worten hatte Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter, im Bezirks­ausschuss den von der Stadt bestimmten Ort, den Circus Krone, für die später Corona bedingt ab­gesagte Bogenhauser Bürgerversammlung, kommentiert.

In ein paar Wochen nun Neuperlach. Ein Armutszeugnis für eine der reichsten Städte des Landes, im 90 000 Einwohner zählenden Bogenhausen keine geeignete Tagungsstätte gefunden zu haben. Da rächt sich einmal mehr, dass im Rathaus das seit Jahrzehnten vom Kommunalparlament immer wieder geforderte Bürgerhaus stets abgelehnt, man mit Räumen im künftigen KulturBürgerHaus (KBH) im Prinz-Eugen-Park abgespeist worden ist.

Warum eigentlich – wie vor Jahresfrist von den Lokalpolitikern beantragt – keine Zweiteilung der Bürgerversammlung, Vorbild Ramersdorf-Pelach, getrennt nach Oberföhring, Johanneskirchen, Englschalking und Daglfing sowie für Herzogpark, Parkstadt und Alt-Bogenhausen? Ausreichend Platz wäre in der Sporthalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) oder in der Halle der Ruth-Drexel-Schule.