Man kann es einfach nicht anders formulieren: „Anno“ 2011 hatte CSU-Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper im Bezirksausschuss via Antrag klar gestellt: Das verkehrsreiche Bogen­hausen benötigt dringend Maßnahmen, um an Gefahrenstellen wie Schulen, Kindergärten und Hor­ten Autofahrer zu mahnen, das Tempo zu drosseln – mittels mobiler Geschwindigkeitsanzeiger, mittels Dialog Displays. Nun liegen endlich die Ergebnisse eines zweijährigen Pilotversuchs vor.

In Folge der Untersuchung hat das Mobilitätsreferat unlängst beschlossen, pro Stadtbezirk zwei Dialog Displays (ein Gerät pro Fahrtrichtung) zu beschaffen. Zu wenig urteilten jetzt die Mitglie­der des Bezirksausschusses. Sie bitten – so steht’s im Protokoll der Untergremiums Verkehr und Mobilität – die Stadt „um eine weitere Zuteilung einer Einheit, „um einen zweiten Standort für einen dauerhaften und parallelen Einsatz vorschlagen zu können. Die Platzvorschläge will der Un­terausschuss im Mai benennen.

Ab wann werden die Geräte eingesetzt? Nachfrage im Mobilitätsreferat, Antwort von Pressespre­cherin Christina Warta: „Zunächst erfolgt die Auswertung und die Einarbeitung der Rückmeldungen der Bezirksausschüsse. Dann wird die Beschlussvorlage dem Stadtrat vorgelegt.“ Mit anderen Worten: Beschluss, Kauf, Installation – all das dauert wohl noch Monate.

Rückblick: 2018 hatte der Stadtrat nach fast achtjährigem Gezerre den Einsatz von fünf Stationen (Kosten 200 000 Euro), bestehend aus jeweils zwei Geräten, beschlossen. Und zwar zur Probe über 24 Monate in Tempo-30-Zonen Jeder der 25 Münchner Stadtteile hatte zwei Standorte be­nannt, an denen die blinkenden Geräte im Turnus – stets in fünf Stadtbezirken gleichzeitig – auf­gestellt wurden. Der Pilotversuch startete zum Beginn des Schuljahrs 2018 / 19 und endete Mitte Juni 2020. Ab Anfang 2019 waren die Displays dann in Bogenhausen im Einsatz – an der Oberföh­ringer Straße bei der Grundschule.

Passt: Mit 24 km/h bei erlaubtem Tempo 30 gemessen. Das digitale Mädchen freut sich, „sagt“ Danke.  Foto: hgb

Wie funktionieren Dialog Displays? Passiert ein Autofahrer den Kontrollbereich in vorgeschriebe­nem Tempo oder langsamer, leuchtet das Wort „Danke“ in grüner Schrift auf, darüber erscheint ein lachendes Kindergesicht auf der Anzeigetafel. Tritt ein Fahrer hingegen das Gaspedal durch, ist er zu schnell unterwegs, mahnt das Display in Rot „Langsam!“, der Zeigefinder des Mädchens „trifft“ den Auofahrer. Die Displays treten quasi in Dialog mit den Autofahrern. Daher werden die Anlagen oft auch als „sprechende Verkehrszeichen“ bezeichnet.

An jedem Standort verblieben die Dialog Displays rund zwei Monate. Diese zwei Monate glieder­ten sich in drei Abschnitte. In den ersten zwei Wochen waren die Displays verdeckt – das Bild und die digitalen Anzeigenfelder im „Dialog-Bereich“ waren nicht sichtbar –, um Verkehrsdaten zu sam­meln. In den anschließenden vier Wochen – Phase 2 – waren die Displays „offen“, um die Wirkung zu analysieren. Danach, in den folgenden zwei Wochen, wurden die Displays wieder verdeckt, um zu evaluieren, wie sich das Geschwindigkeitsverhalten – das Tempo wurde erfasst – im Nachgang entwickelt.

Im Ergebnis verringerte sich im ersten Versuchsjahr beim „aktiven Einsatz“ der Dialog Displays die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit um rund zwei km/h. Dies entspricht, gerechnet auf Straßen mit einer zeitlich dauerhaften Tempo-30-Regelung, einer Temporeduzierung um 6,5 Pro­zent. Auffallend: Waren die Anzeigen verdeckt, hatte sich die durchschnittliche Geschwindigkeit wieder erhöht und in etwa das Ausgangsniveau erreicht. Für beide Versuchsjahre beträgt die Re­duktion der Fahrgeschwindigkeit insgesamt durchschnittlich 1,7 km/h entsprechend 5,5 Pro­zent.

Fazit des Referats: „Aus den ermittelten Durchschnittsgeschwindigkeiten ergibt sich, dass die zu­lässigen Höchstgeschwindigkeiten in den Straßen mit ausschließlich erlaubten Tempo 30 auch oh­ne Einsatz der Dialog Displays – im Durchschnitt gesehen – grundsätzlich nicht überschritten wur­den, der Einsatz der Dialog-Displays aber zu einer Reduzierung der gefahrenen Durch­schnittsgeschwindigkeiten geführt hat.

„Langsam“ in Rot mahnt das Dialog Display Autofahrer, die die erlaubte Geschwindigkeit 30 km/h überschreiten.   Foto. hgb

Gleichwohl: „Unabhängig von der Auswertung der >harten Fakten< steigt durch die Aufstellung der Dialog Displays die subjektiv empfundene Verkehrssicherheit an. Während des Versuchs gingen vermehrt positive Rückmeldungen und Wünsche von Bürgern sowie von Bezirksausschüssen nach zusätzlichen Dialog Displays beim Mobilitätsreferat ein. Im Rahmen der Anträge und Anfragen wur­de seitens der Bürger einheitlich mitgeteilt, dass sich die Verkehrssicherheit in den einzelnen Stra­ßen durch die Aufstellung der Geräte verbessert hätte.“

Noch zu den Kosten: Jeweils zwei Dialog Displays pro Stadtbezirk, also 50 Stück, kosten rund 500 000 Euro; die jährlichen Unterhaltsaufwendungen betragen circa 10 000 Euro und für die Versetzung der Anlagen kalkuliert man mit 20 000 Euro.