Was ist geplant in Bogenhausen, wo drückt (die Bürger) der Schuh, welche Ideen gibt es, um den 13. Stadtbezirk (gemeinsam) weiterzuentwickeln? Ein CSU-Sextett – Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper, Fraktionsvorsitzender im Rathaus Manuel Pretzl und sein Vertreter Hans Theiss, die Stadträte Jens Luther (Bogenhausen) und Fabian Ewald (Berg am Laim) sowie Bogenhausens Bezirksausschuss-Vorsitzender Florian Ring – begab sich unter dem Motto „Viertel vor!“ auf Stadtteiltour, um vor Ort Projekte und Probleme zu erfassen, zu beleuchten und zu erörtern. Station am Wiesheu-Hof am Schwarzfeld in Johanneskirchen, der auf dem Gebiet der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) liegt. Damit sollen auf einem mehr als 600 Hektar großen Areal entlang der S-Bahnlinie von und zum Flughafen, entlang von Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen, eingerahmt von der Bahntrasse, von den Grenzen zu den Landkreis-München-Gemeinden Unterföhring und Aschheim sowie dem Lebermoosweg (ehemalige Gütergleis-Trasse) und der Riemer Straße auf der grünen Wiese Wohn- und Gewerberaum für 30 000 Bewohner und rund 10 000 Arbeitsplätze entstehen.Zu dem geplanten Mammutprojekt muss man wissen: Besagte 600 Hektar bestehen aus 600 Flurstücken.

„Die beiden Tanks der Biogas-Anlage müssen laut neuesten Vorschriften weiß umhüllt werden –Kosten 200 000 Euro“, erläutert Thomas Eberl (re), Chef des Wiesheu-Hofs, den CSU-Stadträten (von li) Fabian Ewald, Jens Luther, Hans Theiss und Manuel Pretzl, CSU-Fraktionsvorsitzender im Rathaus. Foto: hgb

In Privatbesitz befinden sich rund 450 Hektar (350 Flurstücke), die sich unter 525 Eigentümern aufteilen. Der Stadt gehören gerade einmal 150 Hektar (250 Flurstücke einschließlich Straßengrundstücken). Und, so unlängst Michael Bacherl, Architekt im Planungsreferat: „2026 ist der Beginn der Bauleitplanung vorgesehen; erfahrungsgemäß dauert es circa fünf Jahre bis der Bebauungsplan steht. Ab 2030 / 31 könnten die ersten Baumaßnahmen erfolgen, ab 2035 wären dann die ersten Einzüge möglich.“ Nun denn!Seit mehr als 14 Jahren – 2008 hat der Stadtrat einen Beschluss für vorbereitende Untersuchungen gefasst – läuft inzwischen das Verfahren, das von einseitig, nämlich von der Stadt, verursachter Konfusion zeugt. Seither verfügt, ja „bastelt“, das Referat einfach über Flächen in Privatbesitz. Gleichwohl: Für die Umsetzung jeglicher Planung fehlt also die Grundlage. Auch wenn’s die Behörden immer wieder dementieren: Grundenteignungen sind möglich, sie drohen, sie sind als „Damoklesschwert“ einer SEM ansetzbar.

Idyll hinter dem Wiesheu-Hof am Schwarzfeld in Johanneskirchen, der auf dem 600-Hektar-Areal für die der Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) liegt – begrenzt hier durch den Bahndamm im Hintergrund.   Foto: hgb

Landtagsabgeordneter Josef Schmid, vormals zweiter Bürgermeister Münchens und Berichterstatter über die Ergebnisse der Petition Heimatboden und deren Behandlung im Maximilaneum: “ Im Landtag wurde mit einer Mehrheit von CSU, Freien Wählern und FDP gegen die Stimmen der SPD der Petition zugestimmt. Die Ackerflächen sind somit Bauerwartungsland. Es gelten damit die Baulandpreise. Alles andere wäre Enteignung.“ Und beim Preis komme es darauf an, was gebaut wird. Das reiche bis zu 1200 Euro bei gefördertem Wohnungsbau mit Mietwohnungen. Fürs Ackerland gebe es nur 30 bis 35 Euro pro Quadratmeter. Letzteres wollten und wollen die Grundeigentümer aber nicht akzeptieren. „Und auch die Finanzbehörden gehen von Bauland aus“, so Brannekämper, „denn die Besitzer mussten ihre Grundstücke entsprechend versteuern.“ All diese Fakten und Umstände belasten und zermürben allmählich die Betroffenen. Die Ungewissheit, wie es weiter geht, ist Thomas Eberl in seiner Mimik ablesbar. Er bewirtschaftet und betreibt in dritter Generation zusammen mit seiner Frau Maria, den Schwiegereltern und einem Angestellten den etwa 90 Hektar großen, auf Öko umgestellten Wiesheu-Hof mit Schafen, Rindern und mehr als 1000 Hühnern samt Biogas-Anlage. Belastung?! „Bei der geplanten Bebauung bleibt für uns Landwirte kein Platz mehr.“In der rund um die Uhr laufende Biogas-Anlage – mit rund 30 Prozent Mais, 50 Prozent Mist sowie Gülle und circa 20 Prozent Klee bestückt – wird Wärme und Strom erzeugt. Und zwar für mindestens 1200 bis maximal 4000 Haushalte. So erfreulich dies auch ist – die Kosten sind erdrückend. So musste Eberl um die Anlage aus Sicherheitsgründen eine dicke Mauer bauen lassen. Aufwand: 120 000 Euro. Doch damit nicht genug: Die grüne Ummantelung der zwei Tanks muss jetzt mit weißen Hüllen „überdeckt“ werden. Warum? „Wegen der Absorbierung der Lichteinstrahlung, damit das Gas sich nicht erwärmt“, erzählt resignierend dreinblickend der Landwirt. Aufwand: 120 000 Euro und 80 000 Euro.„Ein derartige finanzielle Belastung tut enorm weh, das ist kaum mehr zu schaffen. Vorschriften, bürokratische Hindernisse – die Hürden werden immer höher. Es fehlt einfach an Planungssicherheit. Wir in Deutschland schaffen uns langsam aber sicher ab“, so das Fazit von Eberl. Wie sich SEM und Landwirtschaft doch gleichen …