Anrufe und Anfragen veranlassten Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter und Fraktionssprecher im Bezirksausschuss, in einer Bürgersprechstunde das Thema „Hohe Energiekosten“ zu eruieren. Experte Günther Westner, Chef der in Bogenhausen ansässigen Firma Energie-Spezialisten, Mitglied im Kommunalparlament Maxvorstadt, erläuterte Hintergründe und Fakten, gab Tipps, wie man den Verbrauch reduzieren kann.
Für was wird in einem Haushalt Energie verbraucht? Hätten Sie’s gedacht: 71 Prozent verschlingt das Heizen einer Wohnung. 15 Prozent werden laut dem Elektrotechnik-Ingenieur zur Aufbereitung von Warmwasser benötigt. Der Energieanteil von Elektrogeräten – Computer, Herd, Wasch- und Spülmaschine, Bügeleisen und andere mehr – liegt bei 13 Prozent. Erstaunlich: Der Stromverbrauch für Beleuchtung beträgt gerade mal ein Prozent.
Wo und wie kann man den Energieverbrauch reduzieren? Klar: „Sehr viel sparen kann man bei der Raumtemperatur, wenn man sie um bis zu zwei Grad senkt“, so Westner. Seine Temperaturempfehlungen: Fürs Wohnzimmer 20 bis 22 Grad, fürs Schlafzimmer 16 bis 18 Grad, für die Küche 18 bis 20 Grad und fürs Bad 23 oder 24 Grad. Grundsätzlich: Zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Temperaturen einstellen, minimiert den Aufwand. Und Türen schließen: „Das hat einen geringeren Wärmeverlust zur Folge“, so der Fachmann.
Weiter gilt: Fenster nicht kippen, sondern mehrmals am Tag für einige Minuten Stoßlüften. Wobei: „Das Lüften ist eine Wissenschaft für sich“, gab Westner zu bedenken. Notwendig ist aber: „Die Heizung unbedingt einmal im Jahr warten lassen und die Heizkörper entlüften, die Thermostate übers Ventil richtig einstellen.“ Dazu kommen alte Elektrogeräte gegen stromsparende neue austauschen, Halogenlampen und herkömmliche Glühbirnen ersetzen, LED verwenden. Und natürlich beim Computer, Drucker, Fernsehapparat und ähnlichen Geräten den Stand-by-Modus vermeiden.
„An den Strombörsen herrschen brutale Preise“, sagte Westner. „Im August hat eine Kilowattstunde (kWh) bereits einen Euro gekostet. Zuvor sind es 30 Cent gewesen“. Dazu kommen für die Endverbraucher noch Umlagen, ungefähr 15 Prozent.
Zu den (bundesweit frei wählbaren) Energieanbietern, wo immer man auch wohnt, zum Beispiel Stadtwerke München (SWM; eigene Kraftwerke, Anteil 25 Prozent an AKW Isar II, Heizkraftwerk München-Nord in Unterföhring, Solaranlagen in Spanien Windkraftwerke in Skandinavien – „in bestimmten Zeiten reicht das nicht aus“). Sie kaufen zum Börsenpreis (zusätzlich) Energie ein, haben alle ihre eigene Beschaffungsstrategie bezüglich Menge und Laufzeit, oft Jahre. „SWM-Kunden haben lange von den niedrigen Preisen profitiert“, machte der Energieberater klar.
„Aber jetzt“, so SWM-Bestandkunde Westner, „sind die SWM, ein grundsolides Unternehmen, ein bisschen unverschämt“. Denn seit dem 1. Januar bezahlt er 61 Cent – „ein Top-Wert“; zum 1. April wird der Preis auf 45 Cent gesenkt. Was den Fachmann dabei besonders ärgert: „Wechselt einer zu den SWM, ist er Neukunde und bezahlt: 37 Cent! Das sind 40 Prozent weniger!“
Ein Belege-Check im SWM-Tarif M-Ökostrom verdeutlich die Entwicklungen, besser die Berg- und Talfahrten: Preis (gerundet) pro kWH bis 30.06.2022: 28 Cent; Preis vom 01.07. bis 31.12.2022: 24 Cent (sinkende EEG-Umlage), Preis ab 01.01.23: 58 Cent, Preis ab 01.04.2023: 40 Cent.
Ob Eigentümer oder Mieter – Strom kann ein jeder selbst erzeugen. Vorausgesetzt die Eigentümergemeinschaft einer Wohnanlage (und im Einzelfall dazu der Vermieter) stimmen zu. Und wie? Mit Solarmodulen beispielsweise auf dem Balkon, einem so genannten Balkonkraftwerk – pro Wohnung ist eines erlaubt – mit bis zu 600 Watt Leistung (liefert jährlich etwa 400 Kilowattstunden; die Energie wird „aktuell verbraucht für Kühlschrank, Herd, Waschmaschine, PC, TV“). „Die machen, vor allem im Sommer, durchaus Sinn“, wertet Westner. Die Anschaffungskosten liegen zwischen 500 und 700 Euro. Die Stadt fördert den Kauf und die Installation mit maximal 240 Euro.