Dieser Vorschlag eines Mannes bei der Bürgerversammlung in der Sporthalle des Wilhelm-Hau­senstein-Gymnasiums – 491 (!) Stimmenberechtigte wurden registriert, 47 Anträge und Anfragen gestellt – zur Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Nordosten von Bogenhausen, hat Hand und Fuß, ist zumindest ein Versuch, einen Fuß in die SEM-Tür zu stellen, zu veranschau­lichen, was die Planer vorhaben.

• Auf dem mehr als 600 Hektar großen Areal jenseits der Bahnlinie, entlang von Daglfing, Engl­schalking und Johanneskirchen, eingerahmt von den Grenzen von Unterföhring und Aschheim, soll nach Plänen der Stadt – Stand heute – Wohnraum für 30 000 Einwohner (rund 10 600 Wohneinhei­ten) und 10 000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

„Es wurden bislang nur Pläne für 10 000 und 20 000, nicht aber für 30 000 Einwohner vorgestellt. Um die Dimensionen des wohl Milliarden Euro teuren Projekts optisch klar darzulegen, soll die Stadt ein Modell im Maßstab 1:500 oder 1:750 anfertigen lassen mit den einzelnen Bauvorhaben und den alten Ortskernen und dieses Modell im Rathaus öffentlich ausstellen.“ Die Anwesenden waren von der Idee begeistert, plädierten mit großer Mehrheit für den Antrag.

Fürwahr: Manch einem dürfte dann (erst) klar werden, welcher Irrsinn da am Zeichentisch entwor­fen wurde. Nebenbei: Besagte mehr als 600 Hektar bestehen aus 600 Flurstücken. In Privatbesitz befinden sich rund 450 Hektar (350 Flurstücke). Der Stadt gehören gerade einmal 150 Hektar (250 Flurstücke). Angesichts dieser Fakten fehlt für die Umsetzung jeglicher Planung also die Grundlage. Auch wenn’s die Behörden immer wieder dementieren: Grundenteignungen sind mög­lich, sie drohen, sie sind als „Damoklesschwert“ einer SEM ansetzbar, wenn ein Grundstückseigen­tümer zu einem diktierten Preis sein Areal nicht verkaufen will.

„Maximal 10 000 Bewohner im SEM-Gebiet, Baubeginn für die Gebäude erst nach Fertig­stellung des Tunnels für den viergleisigen Ausbau der Bahntrasse durch Bogenhausen.“ Auch dieser Forderung wurde mit überwältigender Mehrheit zugestimmt.

„Die Ruine >Freischützgarten< ist ein Schandfleck. Und durch die Baustelle sind auch noch viele Parkplätze entfallen. Was kann man da machen?“ fragte eine entzürnte Bürgerin. Der Stadt sind die Hände gebunden, die Pläne sind genehmigt. Der Umbau an der Freischützstraße 75- 81 / Johanneskirchner Straße 98 und 100 – das Projekt der CG Elementum ist nun mit >An den Win­terlinden< betitelt – ruht seit vielen Monaten. Zuletzt, Anfang Juli, erklärte der Bauträger, dass es „Verzögerungen“ gab, dass die „die Arbeiten bald fortgesetzt werden“. Aktuell läuft eine Anfrage, wie es weitergehen soll, von unser-bogenhausen.de (Bericht bei einer Antwort folgt).

„Dass auf dem SEM-Gebiet einmal weitergebaut werden wird, ist nachvollziehbar. In der Gartenstadt Johanneskirchen erfolgte dies Anfang der 80er Jahre auf Grundlage eines bis heute bewährten Bebauungsplans. Dieser war entwickelt worden auf Basis eines bedachten Flächennut­zungsplans mit weiteren Siedlungsflächen im Nordosten. Statt auf dieser städtebaulichen Grundla­ge weiter zu arbeiten, hat die Stadt für unseren Nordosten einen völlig frischen Planungsauftrag für alle noch freien Flächen fertigen lassen.

Leider wurde der Stadtrat bei seinem Auftrag an die Planer schlecht beraten und hat nicht bedacht, dass nebenan und teils auch mittendrin schon Menschen leben, dass es alte Ortskerne wie Daglfing Englschalking und Johanneskirchen gibt, die wesentlich älter als München selbst sind, dass es hier alte Römer- und Salzstraßen gibt und alle Ortskern miteinander vernetzt sind, dass die Menschen hier so frei sind, dass sie sich zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder mit dem Bus in alle Him­melsrichtungen bewegen können.

Deshalb soll der Planungsauftrag im Nordosten so geändert werden, dass die Bebauung westlich der Bahnlinie Zamdorf – Johanneskirchen und deren Verknüpfung mit den östlichen Neubaugebie­ten über den zu bauenden Bahntunnel hinweg in die Planungen einzubeziehen ist. Alle Planer und Büros, die bisher am Gegenteil gearbeitet haben, werden abgelöst.“ Diesen Antrag eines Bürgers verabschiedete die Einwohnerversammlung mit großer Mehrheit.

Gebäudeveranschaulichung der Bürgerinitiative Heimatboden für die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme im Nordosten: Geplante Hochhäuser (27 und 21 Meter hoch) gegenüber einem Einfamilienhaus und einem Bauernhof mit Wirtschaftshalle.
Foto: hgb
Der SEM-Siegerentwurf für die Variante mit 20 000 Bewohner (etwa 7100 Wohnungen). Realisiert werden soll gemäß Planungsreferat die Variante mit 30 000 Bewohnern (etwa 10 600 Wohnungen). Eine Visualisierung oder gar ein Modell dazu gibt es nicht …
Plan: Rheinflügel Severin