Kaum zu glauben: Trotz eines Stadtratsbeschlusses, wonach eine Schulleitung bei der Umsetzung von digitalen Ausstattungswünschen das Wahlrecht hat, blockt ein „Verwaltungsteil“ im Referat für Bildung und Sport (RBS) genau das im Fall der digitalen Erstausstattung im Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) am Salzsenderweg ab. Da die Zeit drängt – im September 2024 nsollen die drei neuen Gebäude bezogen werden –, wandte sich jetzt WHG-Oberstudiendirektor Uwe Barfknecht mit der Bitte um Unterstützung an den Bezirksausschuss. Und das geschieht!
Nach einem einstimmig gefassten Beschluss der Mitglieder des Kommunalparlaments erhält der Behördenchef, Stadtschulrat Florian Kraus (Grüne, 49, Jurist, gerade mal zweieinhalb Jahre im Amt), einen Brief mit einer glasklaren Aufforderung: Der Wahlfreiheit muss entsprochen werden!
Barfknecht im Plenum: „Bei der Umsetzung der digitalen Ausstattungswünsche im Neubau geht es nicht zufriedenstellend voran. Das WHG wünscht sich als >Schule der Zukunft< eine kostengünstigere Digitalausstattung von morgen und nicht die Teuer-Lösung von gestern, was offenbar Teile der Verwaltung – aus für uns nicht nachvollziehbaren Gründen – nicht zulassen möchten.“
Das konkrete Anliegen: Interaktive Panels (IFP, Flachbildschirme) in den Klassenzimmern statt vorgegebener Whiteboards (IWP). Gemäß einer städtischen Grundsatzentscheidung stehen beide Optionen ausdrücklich gleichberechtigt nebeneinander. Zudem sind von der baulichen Seite (Architekten / Leitungen / Anschlüsse) interaktive Panels im Neubau technisch problemlos möglich.
Der Direktor: „Die Kolleginnen und Kollegen haben sich mit interaktiven Panels anhand eines Vorführgeräts im WHG und in anderen Gymnasien beschäftigt und sich zu 98 Prozent für interaktive Flachbildschirme gegenüber interaktiven Whiteboards ausgesprochen.“ Zum besseren Verständnis:
• Interaktive Flachbildschirme sind LED-Bildschirme, die wie ein großer Monitor aussehen, aber über weit mehr Funktionen als Whiteboards verfügen. Sie haben eine Touch- und Schreibfunktion, die es dem Nutzer ermöglicht, wie auf einem Tablet zu interagieren.
• Ein interaktives Whiteboard (IWB) ist eine digitale Weißwandtafel, die mit einem Computer verbunden ist. Mit Hilfe eines Beamers wird der anzuzeigende Inhalt auf die (weiße) Fläche des Whiteboards projiziert. Alternativ kann auch ein großer Monitor eingesetzt werden, der eine berührungsempfindliche Oberfläche (Touchmonitor) hat. Das ist so vielen Menschen bekannt von der Präsentation von Wahlergebnissen im Fernsehen.
Interaktive Panels haben, so sehen es die WHG-Lehrkräfte, einen „didaktisch-pädagogischen Mehrwert“ im Unterrichtsalltag: einschalten und starten ohne Wartezeit, funktioniert ohne Kopplung mit einem digitalen Endgerät, da diese bereits mit dem Internet verbunden sind, bereits vorinstallierte Software, Präzision bei der Signaleingabe (Stift, Touch, Handballen), gute Kontraste auch bei Tageslicht, deutlich weniger Spiegelungen als bei Whiteboards, einfache Bedienbarkeit und viele hilfreichen Funktionen (mehr als 40 000 Lehrunterlagen und mehr als 50 Tools wie Geodreieck, Zirkel, geometrische Figuren), Handschrifterkennung (Konvertierung in Druckbuchstaben), integrierte Lautsprecher und anderes mehr.
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Zum Verhalten einiger weniger „Verwalter“ in den städtischen Amtsstuben gehört schon eine dicke Portion Chuzpe dazu, kann man nur den Kopf schütteln. Peter Reinhardt (CSU) brachte es auf den Punkt: „Wie kann es sein, dass sich eine Verwaltungseinheit einem Stadtratsbeschluss widersetzt?“ – Konsequenzen? Wohl mehr als ein Fragezeichen!