Fünf neue Straßenbahnlinien und die Prüfung für acht weitere Tramstrecken – das hatte sich nach
der Kommunalwahl im Frühjahr 2020 die Grün-Rote-Rathauskoalition für die Legislaturperiode
vorgenommen. Doch daraus wird nichts. Wen wundert’s – das Geld fehlt! Es musste der Rotstift
angesetzt werden.
Der Stadtrat hat unlängst in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Arbeit und Wirtschaft
sowie für Mobilität 118 Millionen Euro „zusammengekratzt“. Aber drei Linien sollen bis 2027
realisiert werden: die sich bereits im Bau befindliche Tram-Westtangente, die Tram Münchner
Norden – und die Tram nach Johanneskirchen. Und das, obwohl die Regierung von
Oberbayern die Johanneskirchner Pläne vor knapp einem Jahr gestoppt hat! Und das,
obwohl Bürger und viele Lokalpolitiker das Projekt vehement ablehnen.
Zum besseren Verständnis die wesentlichen Merkmale der geplanten Straßenbahnstrecke
zum S-Bahnhof: rund 700 Meter lang, Kosten etwa 60 Millionen Euro (ein Meter Straßenbahn
verschlingt also circa 85 000 Euro), Fällung von 149 und Ersatzpflanzung von 139 Bäumen,
Fußweg ab der Endstation zum S-Bahnhof in etwa sechs Mal so lang in (circa 160 Meter) statt wie
bisher ab der Bushaltestelle, mindestens 5000 Anwohner wären von Lärm und von hunderten
wegfallenden Parkplätzen am Straßenrand betroffen.
Erklärungen aus der Rathaus Umschau: „Durch den Beschluss, den das Mobilitätsreferat mit den
Stadtwerken München (SWM) / der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in Abstimmung mit dem
Referat für Arbeit und Wirtschaft erarbeitet hatte, können die weit fortgeschrittenen Planungen trotz
aktueller Haushaltslage fortgeführt und so die Verkehrserschließung sowie städtebauliche
Vorgaben sichergestellt werden.
Da Verzögerungen aufgrund der aktuellen Haushaltslage bei der Tram Münchner Norden und der
Tram nach Johanneskirchen aus fachlicher Sicht aber gravierende Auswirkungen, insbesondere auf
die Verkehrserschließung und die städtebauliche Entwicklung entlang der Strecken, sowie mittel-
bis langfristig auch finanzielle Mehraufwendungen für die Landeshauptstadt mit sich bringen
würden, wurden auf Initiative des Mobilitätsreferats in Abstimmung mit der Politik alternative
Finanzierungsquellen beschlossen. So können für die Jahre 2025 bis 2027 fast 30 Millionen
Euro eingespart beziehungsweise refinanziert werden – und die beiden Projekte möglichst
ohne Verzögerung fortgeführt werden. Unter anderem ist vorgesehen, Mittel aus der
Stellplatzablöse oder aus der Umwidmung von Geldern zur Elektrifizierung des Busverkehrs
und per Vorfinanzierung durch die SWM einzusetzen.“
