„Es ist Zeit, dem seine Hosenträger stramm zu ziehen …“ schimpfte unlängst ein Mann. Dem – das ist Gerhard Mayer, Leiter des Amts für Wohnen und Migration im Sozialreferat. Der Hintergrund: Mayer hatte den Mitgliedern des Bezirksausschusses bei der vergangenen Tagung mitgeteilt, dass in der Flüchtlingsunterkunft Brodersenstraße 34 zusätzlich 70 Personen untergebracht werden müssen – statt bislang 150 künftig 220. Dazu findet am Freitag, 28. März, Beginn 18.30 Uhr, Pausenhalle im Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium, Fideliostraße 145, eine Sondersitzung des Kommunalparlaments statt.
Die Zwei-Bett-Zimmer sollen kurzerhand in Drei-Bett-Zimmer verwandelt werden. Das wären drei Personen auf etwa 14 Quadratmeter. „Das ist doch wahnsinnig eng“, meinte ein Stadtteilvertreter dazu unlängst im Kommunalparlament. Die Lokalpolitiker fühlen sich ausgetrickst, ja über den Tisch gezogen – und wegen des Verfahrens unter zeitlichen Druck gesetzt. Deshalb eine Sondersitzung auf Initiative von Bezirksausschuss-Chef Florian Ring. Denn: Schulsituation, Umfeld, Spielplatz, Betreuung, Aufenthalt („junge Männer sitzen dann am S-Bahnhof Englschalking herum“) und vieles anderes mehr – Aspekte, die ungeklärt sind.
Warum kann man diese 70 Flüchtlinge nicht in jene Stadtbezirke umverteilen, in denen kaum welche untergebracht sind? fragte Lokalpolitikerin Peggy Schön. Denn Fakt ist: In Bogenhausen sind stadtweit die meisten Flüchtlinge untergebracht. Letzte bekannte Zahl: 2751 Personen. Zur besseren Einordnung: in Thalkirchen sind’s 1823, in Pasing 1270. Und in Obergiesing-Fasangarten? Null!
Ring betonte: „Nun wird’s kritisch. Es geht jetzt um die Glaubwürdigkeit gegenüber den Bürgern.“ Stadtrat Jens Luther entrüstet: „Das kann man nicht machen. Keine Erhöhung der Bettenplätze um 50 Prozent.“ Dem stimmte denn auch das Gremium zu.
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Zu all dem muss man wissen: Im November 2023 hatte Mayer bei einer Sondersitzung des Kommunalparlaments – unter Voraussetzung, dass ein angedachter Standort Eggenfeldener Straße mit rund 150 Plätzen realisiert wird – erklärt: „Dann werden keine weiteren Plätze in Bogenhausen mehr angestrebt!“ In der Folgezeit war zum geplanten Standort nichts mehr zu vernehmen.
Im Juni 2024 tauchte dann quasi aus dem Nichts das nächste Wohnprojekt für Flüchtlinge in Johanneskirchen auf: Im Mehrparteienhaus Regina-Ullmann-Straße 5 / 7 sollen gemäß einer Beschlussvorlage des Sozialreferats zum 18. Juli im Rathaus, 140 Plätze für vulnerable Geflüchtete eingerichtet werden. Dem stimmten die Bogenhauser Lokalpolitiker zähneknirschend zu. Nach Umbauten sind Anfang dieses Jahres die ersten Personen eingezogen.
Mayer konfrontiert mit seinem November-2023-Zitat „Dann werden keine weiteren Plätze in Bogenhausen mehr angestrebt“ – „Ist ja keine neue Einrichtung, es sind nur mehr Personen!“
Kapiert’s Mayer nicht? Kann Mayer nicht rechnen – oder was?
