Der vor kurzem gesendete RTL-TV-Report „Team Wallraff: Profit statt Gesundheit – wenn Kranken­häuser für Patienten gefährlich werden“ über vermeintliche Mängel bei der Patientenversorgung im Krankenhaus Harlaching hat auch den Bezirksausschuss Bogenhausen aufgeschreckt. Die Mitglie­der wollen auf Antrag der CSU-Fraktion von der Stadt wissen, ob „gezeigte Zustände“ eventuell auch im Klinikum an der Englschalkinger Straße bestehen.

Der Hintergrund der „Dokumentation“: Im Dezember 2014 wurde eine Reporterin aus dem Team des Investigativjournalisten Wallraff – ein ehemaliger Mitarbeiter wirft dem gerade mit dem Deut­schen Fernsehpreis ausgezeichneten Wallraff „Kameraspitzelei“ vor – ins Harlachinger Kranken­haus eingeschleust. Sie hatte dort acht Tage lang als angebliche Pflegepraktikantin „gearbeitet“ und mit versteckter Kamera die Abläufe gefilmt. Die Vorwürfe in dem Streifen: Überfordertes Pflegeper­sonal, harscher Gesprächston, respektloser Umgang von genervten Schwestern mit Kranken, Hygienemängel, verschmutzte Patientenzimmer, defekte medizinische Geräte.

Geschäftsführer Axel Fischer von der Städtischen Kliniken München-Gesellschaft (StKM) wies inzwischen die pauschale Kritik zurück, verwehrte sich gegen einen entstehenden Eindruck, der nicht gerechtfertigt sei. Im Fall, genauer Einzelfall, einer im Film gezeigten Pflegekraft, die einen Patienten beleidigt hatte, stellte er klar, dass die Frau nach internen Beschwerden bereits vor einem halben Jahr entlassen worden ist.

Gleichwohl sollen die angeprangerten Vorgänge intern untersucht werden.

Das Klinikum Bogenhausen an der Englschalkinger Straße: Die Mitglieder des Bezirksausschusses wollen von der Stadt wissen, ob es dort Pflege- und Technikmängel wie angeblich im Krankenhaus Harlaching,
Das Klinikum Bogenhausen an der Englschalkinger Straße: Die Mitglieder des Bezirksausschusses wollen von der Stadt wissen, ob es dort Pflege- und Technikmängel wie angeblich im Krankenhaus Harlaching,

In einem Stadtratsantrag wird Fischer zudem „gebeten, in der nächsten Vollversammlung am 27. Januar Stellung zu den Vorwürfen vom 11. Januar nehmen. Dabei soll auch dargelegt werden, wie Missständen in Zukunft vorgebeugt werden kann.“

Der TV-Beitrag veranlasste Tassilo Strobl, Vize-Fraktionssprecher der CSU im Bogenhauser Bezirksausschuss, einen Tag nach der Ausstrahlung zu einem so genannten Dringlichkeitsantrag im Kommunalparlament.
Indes forderte SPD-Faktionssprecherin Karin Vetterle eine Vertagung des Ansinnens, „um sich mit der Materie in Ruhe auseinandersetzen zu können. Wir können eine Dringlichkeit nicht akzeptieren.“

Ins gleiche Horn stieß Angelika Pilz-Strasser, die Vorsitzende des Kommunalparlaments von den Grünen. Sie sah „Bedarf, erst einmal die Sendung zu sehen.“ Strobl konterte: „Es geht um die Sicherheit der Patienten. Das ist sehr dringlich. Wir wollen Antworten haben.“

In Folge musste zunächst die „Dringlichkeit“ des Antrags geklärt werden. Mit 16 Stimmen (14 von der CSU plus zwei von David contra Goliath) gegen 15 Stimmen (drei Sozialdemokraten hatten bei der Tagung gefehlt) wurde die Dringlichkeit hauchdünn gutgeheißen.

Strobl will in seinem Antrag, der letztendlich von allen (!) Lokalpolitikern befürwortet wurde, von der Stadt Antworten auf drei Fragen haben: In wie weit treffen die in der Sendung gezeigten Zustände im Pflegebereich auch auf den Standort Klinikum Bogenhausen zu? Wodurch wird sichergestellt, dass sich die Pflegesituation durch die Umsetzung des Sanierungskonzepts verbessert und nicht noch verschlechtert? Und in wie weit treffen die in der Sendung aufgezeigten Mängel, insbesondere die bei den Druckluftanschlüssen, auch auf das Klinikum Bogenhausen zu? „Wir haben ein Anrecht darauf, zu erfahren, was die Stadt gedenkt zu tun,“ erklärte der CSU-Mann.

Pilz-Strasser – von Beruf Ärztin – sagte, sie „habe etwas dagegen, wenn man das Krankenhaus unter Generalverdacht stellt.“ Und wiederholte: „Ich will vor einer Stellungnahme den Film sehen.“ Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Stadtteilgremiums und CSU-Landtagsab­geordneter, stellte klar: „Die Anfrage ist keine Kritik am Personal und an den Ärzten. Die Klinik liegt uns am Herzen. Es muss ein gutes Krankenhaus bleiben. Das Klinikum darf nicht kaputt gespart werden. Wir brauchen ausreichend Pflegekräfte und Ärzte.“