Die Zahlen stimmen nicht nur nachdenklich, sie sind schlicht und einfach nur mehr erschreckend: 90, 36, 49 – für 2023, 2022, 2021, jeweils in Millionen Euro – Verluste! Die München Klinik (MüK) gGmbH – seit 2005, alleinige Gesellschafterin ist die Stadt – ist (wieder), was sich bereits im November 2022 abgezeichnet hatte, ein Sanierungsfall.

Spätestens ab Ende 2025 können die fünf Standorte Bogenhausen, Harlaching, Schwabing, Neuperlach und Thalkirchner Straße ihren Betrieb nicht mehr gewährleisten. Wenn nicht die Stadt nach einem Votum im Rathaus einmal mehr mit Millionen, mit kolportierten 397 Millionen Euro, einspringt – für die Jahre 2025 bis 2029.

Corona-Pandemie, hohe Energiekosten, wenige(r) Patienten, Personalnot, Inflation – die wichtigsten Faktoren, die ein großes Loch in die MüK-Kasse gerissen haben. Klar ist: Der Konzern muss umstrukturiert werden, braucht (nach acht Jahren) ein neues Medizinkonzept. Knackpunkt dabei: die Patienten dürfen nicht darunter leiden, dürfen keinen Millimeter auf der Strecke bleiben.

Das (neue) Team um Götz Brodermann – seit Januar Geschäftsführer, zuvor Leiter eines Klinikums in Cottbus, von 2013 bis 2015 Leiter der Klinik Schwabing –, Tim Guderjahn (kaufmännischer Geschäftsführer) und Petra Geistberger (Arbeitsdirektorin) sowie Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek müssen eine Mammutaufgabe bewältigen, müssen „ranklotzen“.

Inzwischen liegt das erarbeitete neue Medizinkonzept vor, mit dem die „Truppe“ auf „Roadshow“ geht, es den 25 Münchner Bezirksausschüssen präsentiert, es in die, so Brodermann im Bogenhauser Kommunalparlament, „politische Diskussion“ geht. Die Finanznot betrifft gemäß dem Arzt alle Krankenhäuser in Deutschland, denn seit Covid fehlt’s an zehn bis 15 Prozent der Fälle. Die Aufgabenstellung beschreibt Brodermann: „Was braucht München (laut Zurek kommen bis zu „25 Prozent der Patienten aus dem Umland“) künftig an medizinischer Versorgung? Was ist sinnvoll?“ Die Antwort hat der Geschäftsführer zugleich parat: „Konzentration, Teams zusammenführen, kein Kahlschlag bei´ der Bettenzahl und bei der Versorgung – Organisation ist alles!“

Konzentration. Es soll künftig nur noch zwei „Maximalversorger“ geben – an den Standorten Bogenhausen und Harlaching, „wo wir Spitzenmedizin bieten, die Spezialfälle behandeln. Hat beispielsweise jemand einen Tumor, bieten hier dann viele Experten für die beste Therapie“. Die Bogenhauser Lokalpolitiker vernahmen’s gelassen, mit Genugtuung, was natürlich in vielen anderen Stadtbezirken nicht so ist. Denn die Kliniken Schwabing und Neuperlach („sind heute auch keine Maximalversorger“) werden verkleinert. Gleichwohl wird es „weiter eine flächendeckende Notfallversorgung geben, an allen Standorten!“ In den Stadtteilgremien gab es dazu teils harsche Kritik: „Unser Krankenhaus wird eine bessere Apotheke“ oder „die Klinik schrumpft zum Altenheim.“

Geburten. „Durch den Umzug der Geburtshilfe Mitte 2025 von Neuperlach (Anm. d. Red. drei Kreißsäle; die Gebäude sind sanierungsbedürftig, für eine Instandsetzung bräuchte man einen teuren Ersatzbau) – was schon 2015 festgelegt worden war – nach Harlaching entfallen keine Kapazitäten. Im dortigen Neubau gibt’s weitere Kreissäle, zusammen dann sieben. Übrigens mit angeschlossener Kinderklinik.“                                        *

Bezüglich Geburten in Neuperlach hat die CSU / FW-Stadtratsfraktion jetzt eine Anfrage an den Oberbürgermeister eingereicht:

„In einem Interview mit der Abendzeitung hat der Vorsitzende der Geschäftsführung der München Klinik (MüK) die etwa einstündige Fahrt schwangerer Frauen mit dem ÖPNV von Neuperlach nach Harlaching als >ein Luxusproblem< bezeichnet. Angesichts der Befürchtungen in der Bevölkerung, dass es im Südosten zu einer medizinischen Mangelversorgung kommt, hält die Fraktion diese Aussagen für takt- und empathielos.

Die Pläne der MüK sehen vor, dass die Geburtsklinik Neuperlach ab Mitte 2025 nach Harlaching verlegt wird. Konfrontiert mit der Aussage >Die Fahrt von Neuperlach nach Harlaching dauert nur fast eine Stunde mit Bus und Tram< antwortete der Geschäftsführer: „Auf dem Land kommt man mit Öffentlichen gar nicht in die nächste Geburtsklinik. Die Luftlinie von Neuperlach nach Harlaching beträgt acht Kilometer. Wir sprechen über ein Luxusproblem.“

Diese Art der Kommunikation hält die CSU / FW-Fraktion in der aktuellen Situation für verfehlt und fordert daher den Oberbürgermeister, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der MüK ist, zu einer klaren Positionierung auf.“

Der knapp 400 Millionen Euro teure Erweiterungsbau mit Hubschrauberlandeplatz (li. oben) der Klinik Bogenhausen an der Englschalkinger Straße: Im Herbst 2020 war Spatenstich, 2025 soll der Komplex fertig sein. Foto: hgb