27. Oktober 2016

Die nach Ein- und Ausfahrt parallel zum Mittleren Isarkanal verlaufende Einbahnstraße St. Emme­ram ist weniger Straße als vielmehr Weg. Ein enger Anliegerabschnitt ohne Bürgersteige, morgens und abends an Herbst- und Wintertagen dunkel, mit Besucherverkehr zu einem Restaurant und Biergarten. Und mit starkem Schleichverkehr bei Staus in der Umgebung.

Wegen zunehmender Gefährdungen, vor allem für Kinder auf dem Weg zur Schule, aber auch für Fußgänger und Radler, wandten sich Anwohner an den Bezirksausschuss. Die Lokalpolitiker beschlossen, zunächst das Ergebnis einer Erörterung von Vertretern des Kreisverwaltungsreferats (KVR) und der Polizei Bogenhausen abzuwarten, um dann demnächst „die beste Möglichkeit zur Beruhigung der Straße“, so Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser, zu beraten und zu beschließen.

Laut einem Dringlichkeitsantrag der Bürger hat sich „die Gefährdung der Fußgänger und Radler durch den Ausweichverkehr auf Grund der Bauarbeiten am Isarring enorm zugespitzt“. Martin Tscheu (SPD), Vorsitzender des Untergremiums Verkehr, plädierte im Kommunalparlament, das Thema erst im November zu behandeln, weil dann die Bauarbeiten an der Einmündung der Ifflandstraße in den Isarring abgeschlossen sind.

Tscheu erhofft sich dadurch eine „Normalisierung des Verkehrs“, vor allem in der Oberföhringer Straße. „Wir sollten daher abwarten, was in den nächsten Wochen geschieht, wie sich der Schleich­verkehr entwickelt,“ erklärte er. Dazu muss man wissen: Die Einfahrt zur Einbahnstraße St. Emme­ram erfolgt von der Oberföhringer- auf Höhe Johanneskirchner Straße, die Ausfahrt führt in die Oberföhringer- auf Höhe der Cosimastraße.

Die Einbahnstraße St. Emmeram: Ein enger Anliegerweg, den findige Autofahrer bei Staus auf der Oberföhringer Straße als Ausweichstrecke nutzen und dabei oft – ohne auf Tempo 30 zu achten – Radler, Fußgänger und spielen de Kinder gefährden.   Foto: hgb
Die Einbahnstraße St. Emmeram: Ein enger Anliegerweg, den findige Autofahrer bei Staus auf der Oberföhringer Straße als Ausweichstrecke nutzen und dabei oft – ohne auf Tempo 30 zu achten – Radler, Fußgänger und spielen de Kinder gefährden. Foto: hgb

Ob bei der Beobachtung der Entwicklung ein sinnvolles Ergebnis herauskommt, ist allerdings mehr als fraglich:

Denn ab Anfang November bis kurz vor Weihnachten verlegen die Stadtwerke München (SWM) entlang St. Emmeram Stromleitungen. „Während der Grabungsarbeiten kommt es vorübergehend zu Behinderungen und Absperrungen im Fahrbahnbereich.

Das Parken im Baustel­lenbereich ist vorläufig nur eingeschränkt möglich, die Zugänge zu den Häusern und Einfahrten werden durch Brücken sichergestellt“, so ein SWM-Sprecher.

Grundsätzlich hatten die Anlieger schriftlich moniert: „Die Verkehrsituation ist schon seit etwa zwei Jahren vor allem an Werktagen morgens zwischen 7 und 9.30 Uhr und abends von circa 16 bis 18 Uhr sehr belastend, das geltende Tempo 30 km/h wird oft stark überschritten. Als Fußgänger wird man dann oft genötigt, in die Wiesen auszuweichen.“ Im Plenum ergänzte eine Frau: „Die Staus wegen des Isarring-Ausbaus treiben es auf die Spitze.“ Angeführt wurde zudem, dass an Wochen­enden Spaziergänger – oft mit kleinen Kindern, die auf Laufrädern und Rollern unterwegs sind – die entgegengesetzt der Einbahnstraße gehen, durch zu schnell fahrende Autos gefährdet werden.

Auf den Hilferuf der Anwohner hatten die Verkehrsbeamten der Polizeiinspektion (PI 22) Bogen­hausen prompt reagiert, die Situation vor Ort gecheckt. An einem Tag, in einer Stunde vormittags, wurden 87 Autos gezählt, an einem zweiten Tag bei schlechtem Wetter gar 160 Fahrzeuge. „Kom­pliment an die PI 22 für die sofortige Prüfung des Bürgeranliegens“, lobte Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter.

Wie aber die Straße/der Weg verkehrsberuhigt werden kann, darüber waren sich die Lokalpolitiker uneins. Brannekämper votierte für die Ausweisung einer Fahrradstraße samt Prüfantrag ans KVR  – zur Freude von Grünen-Sprecher Andreas Baier, dessen Fraktion das unterstützen will. Tscheu hingegen hält eine Fahrradstraße dagegen „nicht für sinnvoll, auch die Fußgänger müssen ge­schützt werden, denn die Radler rasen in einem Affenzahn den Berg runter.“  Seine Parteikollegin Christiane Hacker sprach sich für „Shared Space“ aus – ein Abschnitt, den sich alle Verkehrsteil­nehmer teilen, auf dem sie sich – ohne Verkehrszeichen und Einbauten – rücksichtsvoll verhalten und bewegen.

Wie auch immer. Laut Pilz-Strasser muss unbedingt eine Beruhigung der Straße erreicht werden. Wie – dazu soll das KVR dem Stadtteilgremium „Varianten darstellen.“