21. Juni 2020
Unterkünfte für Flüchtlinge in der heutigen Zeit – braucht’s das, in Bogenhausen, eigentlich noch?
„Ja, angesichts der anhaltend hohen Auslastung der Münchner Gemeinschaftsunterkünfte und der in den nächsten Jahren auslaufenden Nutzungen anderer Unterkünfte in der Stadt (Anm. d. Red.: ehemalige Bayernkaserne mit 3000 Plätzen entsprechend 50 Prozent aller Plätze) werden die Plätze, auch zur Unterbringung von Familien, weiterhin dringend benötigt“, versichert Verena Gros, Pressesprecherin der Regierung von Oberbayern (ROB).
Und das Sozialreferat zu dieser Frage: „Ja. Die Flüchtlingsunterkünfte in München sind derzeit ausgelastet. Nach aktuellem Stand ist auch mittelfristig nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen.“
Hintergrund: Die Anlagen auf den Grundstücken Max-Proebstl-Straße 4 (Stadt München) und Max-Proebstl-Straße 12 (ROB) werden von Grund auf verändert. Auf Hausnummer 12 werden von den vier sanierungsbedürftigen Gebäuden drei abgerissen und durch zwei Neubauten, Gesamtkapazität dann 156 Betten, ersetzt. Auf Hausnummer 4, wo die inzwischen abgebaute Leichtbauhalle stand, entsteht eine Anlage mit 214 Betten.
Also zwei Anlagen mit Platz für künftig insgesamt 370 Personen. Die tatsächliche Belegung liegt im Regelfall aber lediglich bei rund 80 Prozent. Die Zahl ist ein Erfahrungswert auf Grund von „Blockierern“ – ein Ehepaar mit einem Kind belegt ein Vier-Personen-Appartement. Folglich werden künftig maximal 320 Asylbewerber in den Gebäuden unweit des S-Bahnhofs Englschalking leben.
Zeitplan I: Mit einem Baubeginn der Erweiterung der Gemeinschaftsunterkunft auf Nr. 12 (ROB) ist nach aktuellem Planungs- und Verfahrensstand nicht vor Ende 2021 zu rechnen, so Gros. Die Baumaßnahmen werden dann voraussichtlich bis 2023 dauern. Ob dieser Zeitplan letztlich gehalten werden kann, hängt insbesondere von den Entwicklungen im Bereich der Bauwirtschaft ab.
Kosten I: „Auf Grund des frühen Planungs- und Verfahrensstadiums können derzeit auch noch keine validen Angaben zu den Gesamtkosten gemacht werden“, so die ROB-Sprecherin.
Gebäude I: Die drei baufälligen, eingeschossigen Häuser werden durch zwei zweigeschossige Bauten ersetzt. Beibehalten werden soll das an der Max-Proebstl-Straße liegende Gebäude. Die Unterkünfte verfügen neben Bewohnerzimmern und Appartements über verschiedene Funktionsräume. getrennte Gemeinschaftssanitärräume, ausgestattete Gemeinschaftsküchen zur selbstständigen Zubereitung von Speisen sowie Wasch- und Trockenraum. Zum persönlichen Austausch der Bewohner sind Räume eingeplant, die auch beispielsweise als Hausaufgabenraum, für den Deutsch-Unterricht oder für Bewohnerversammlungen genutzt werden können.
Zeitplan II: An der Max-Proebstl-Straße 4 (Stadt München) sind momentan Erdarbeiten im Gang. „Die Bodenplatte wird im Juli erstellt“, erläutert Hedwig Thomalla vom Baureferat. Die Fertigstellung ist für Mitte 2021 vorgesehen.
Kosten II: Mit Beschluss des Stadtrats vom Juli 2019 wurden 13,1 Millionen Euro genehmigt.
Gebäude II: Errichtet wird ein zweistöckiger Trakt mit drei Flügeln samt Verbindungsgängen in Holzsystembauweise mit Putzfassade. Ein Flügel wird barrierefrei für mobilitätseingeschränkte Personen gebaut. Der Standortbeschluss des Stadtrats läuft über zehn Jahre; die Baugenehmigung – für welche Folgeplanung auch immer – gilt bis 2034. Die Strom- und Heizungsversorgung erfolgt im Wesentlichen durch eine Photovoltaik-Anlage auf den Hausdächern; es entsteht also keine Lärmbelästigung wie früher durch technische Anlagen. Die Wegebeleuchtung erfolgt zwecks Blendungsvermeidung der Häuser in der Nachbarschaft durch mit nach unten gerichteten Lampen. Der Wall hin zur Brodersenstraße erhält aus Sicht- und Lärmschutzgründen eine „verbesserte Bepflanzung“. Das Farbkonzept der Häuser wird ähnlich wie bei der Anlage am Schimmelweg in Daglfing.