Werden in München zu viel Flächen versiegelt? Um diesbezüglich Klarheit zu schaffen, hatte im November CSU-Stadtrat Hans Hammer per Antrag gefordert, „die Flächenversiegelung richtig darzustellen und differenziert in eine Stadt-Umland-Beziehung zu setzen.“ Dabei soll die Versiege­lung im Vergleich mit anderen Kommunen ins Verhältnis zur Einwohnerdichte gesetzt werden, also die versiegelte Fläche pro Einwohner ermittelt werden.

Zum besseren Vergleich müsse zudem eine Kenngröße unter Einbeziehung des Umlands ermittelt werden, indem ein angemessener Radius, vergleichbar mit der Flächenausdehnung von Berlin oder Hamburg, um München gezogen wird und die Versiegelung für diesen Bereich bestimmt wird. Zu all dem bezog nun Stadtbaurätin Elisabeth Merk Stellung (Auszüge):

Im Februar wurde im Ausschuss für Stadtplanung die Vorlage „Freiraumsicherung in der Stadtent­wicklung – Flächeninanspruchnahme steuern, Versiegelung minimieren“ behandelt. Demnach weist München einen Siedlungs- und Verkehrsflächenanteil von 74,8 Prozent auf, wobei der Wert da­von abhängt, wie eng die Stadtgrenzen um den eigentlichen Siedlungsbereich gezogen sind. Es lassen sich daraus keine Aussagen zur Versiegelung selbst ableiten, weil unter dem Siedlungs­anteil auch Freiflächen unterschiedlichster Größe subsumiert werden.

Einige Städte haben im Vergleich zu ihrer Bevölkerungszahl ein vergleichsweise großes Gemeinde­gebiet, wie Leipzig (297 km², 609 869 Bewohnende entsprechend 2000 Bewohnende je km², Stand 2021), andere, wie München (311 km², 1 561 094 Bewohnende entsprechend rund 5000 Bewoh­nende je km², Stand 2021) ein kleines Gemeindegebiet. Um die Unterschiede, die lediglich auf–grund der administrativen Grenzziehung bestehen, auszugleichen, ist das Maß der versiegelten Fläche pro Einwohner in der jeweiligen Kommune zur Darstellung der Flächenversiegelung deut­lich aussagekräftiger.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. hat einen Vergleich des Versie­gelungsgrads der 50 größten Städte Deutschlands auf Basis der Daten des „Copernicus Urban Atlas 2012“ erstellen lassen. In Kombination mit der Fläche und dem Bevölkerungsstand aus dem Erscheinungsjahr 2018 ergibt sich im Städtevergleich folgende Darstellung:

Werden die Felder und Wiesen zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen für die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) zubetoniert, steigt die versiegelte Fläche je Einwohner drastisch.    Foto: hgb

In der Broschüre „Regionsdaten – Datengrundlagen 2019“ des Planungsverbands Äußerer Wirt­schaftsraum München ist die Flächeninanspruchnahme in m² / Einwohner für die Planungsregion 14 dargestellt, die von München und den umgebenden acht Landkreisen gebildet wird. Zugrunde lie­gen die Daten des Bayerischen Landesamts für Statistik (Stand 2019). München mit den genannten 98 m² je Einwohner liegt demnach am Ende der Skala der Flächeninanspruchnahme im Vergleich zu den umgebenden Landkreisen. Am nächsten daran liegt noch der Landkreis München mit 233 m² je Einwohner, Spitzenreiter ist der Landkreis Erding mit 590 m² je Einwohner. Im Durchschnitt liegt der Flächenverbrauch in der Planungsregion München bei 222 m² je Einwohner.

Relativ gesehen ist die Flächenversiegelung in München pro Einwohner im nationalen Großstädte­vergleich also eher gering. Aus diesen Vergleichen lassen sich keine unmittelbaren Handlungsemp­fehlungen ableiten.