Das im Rathaus im Juni 2017 einstimmig beschlossene Projekt Tunnel am Isarring zur Wiedervereinigung des Englischen Gartens – geschätzte Kosten 125 Millionen Euro – war unlängst von der grün-roten Mehrheit im Stadtrat „abgesägt“ worden. Grund dafür war die Berechnung des Baureferats zur Fällung von 890 größeren Bäumen (erste Angaben waren von 550 großen Bäumen ausgegangen). „Wie viele Bäume gingen wirklich auf Kosten der Unterführung“ – das wollten die Liberalen in einer Anfrage wissen. Gemäß der jetzt vorliegenden Antwort beharrt die Verwaltung auf ihren Zahlen! Zweifel sind angebracht!
Kernaussage der städtischen Angaben: „Von den insgesamt im Zuge der Maßnahme zu fällenden circa 890 Bäumen über 80 Zentimeter Stammumfang ergibt die vom Baureferat veranlasste Untersuchung, dass nur 23 der zu fällenden Bäume (circa 2,5 Prozent) abgängig oder abgestorben sind (Vitalitätsstufen 4 bis 5). Der ganz überwiegende Teil der betroffenen Bäume ist also gesund.“
Gleichwohl hat das Architektenpaar Petra Lejeune und Hermann Grub, vor mehr als zehn Jahren Initiatoren des Projekts „Ein Englischer Garten“, mit Hilfe der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung eine eigene Baumbilanz erstellt. Demnach müssten für den Bau der Unterführung statt 890 nur 368 Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimeter weichen. Also deutlich weniger als die Hälfte der vom Baureferat errechneten.
Auszug aus der Anfrage vom März: „Es wird nicht unterschieden zwischen Bäumen, die ausschließlich für den Bau der Unterführung gefällt werden müssen, und solchen, die den nahegelegenen Baustellen an der John-F.-Kennedy-Brücke und der Sanierung des Biedersteintunnels zugerechnet werden müssen. Ebenso wenig wird berücksichtigt, dass viele der Bäume geschädigt sind und ebenfalls in nächster Zeit gefällt werden müssen. Für Ersatzpflanzungen nach der Wiedervereinigung hat die Allianz Umweltstiftung eine Million Euro zur Verfügung gestellt.“

Wie erklärt sich die Diskrepanz zwischen den errechneten Zahlen der zu fällenden Bäume? Dazu das Baureferat: „Mit der 2011 im Auftrag der Stiftung durchgeführten Machbarkeitsstudie wurde nachgewiesen, dass ein Tunnel in der damals projektierten Form grundsätzlich technisch machbar ist. Eine derartige Machbarkeitsstudie hat naturgemäß eine geringere Planungstiefe als die nun vorliegende Entwurfsplanung.“
Genauer: „Insbesondere muss der Planungsfortschritt beachtet werden, weil mit den Erkenntnissen zahlreiche Ergänzungen / Präzisierungen berücksichtigt werden müssen, die in einer Machbarkeitsstudie noch nicht enthalten sein konnten (wie Ergebnisse der Vorstatik zur Konstruktion und Bohrpfahlgründung, Verlegen des Abwasserkanals, Planungen zur Grundwasserführung und zur Führung des Oberstjägermeisterbachs während der Bauzeit und im Endzustand, bauzeitliche Wegeführungen etc.). Ein Vergleich zwischen der Machbarkeitsstudie und dem vorliegenden Stand der Entwurfsplanung ist daher nicht aussagekräftig.“
Und weiter: „Alle in der Baumbilanz der Entwurfsplanung enthaltenen Baumfällungen sind ausschließlich für das Tunnelprojekt und nicht für andere städtische Projekte (Sanierung des Biedersteiner Tunnels, Überbauerneuerung John-F.-Kennedy-Brücke) erforderlich.“