Die geplante Tram-Nordtangente ab Neuhausen und Schwabing samt Englischer Garten führt in Bogenhausen über die neue Strecke ab der Ecke Cosima- / Johanneskirchner Straße zum S-Bahnhof Johanneskirchen. Das Vorhaben bewegt die Gemüter, stößt entweder auf Ablehnung oder Befürwortung. Ein >Mittelding< gibt’s nicht. Dafür aber Pannen bezüglich Information und Kommunikation, Ärger im Kommunalparlament. In einer Veranstaltung wollen die Stadtwerke (SWM) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) aufklären.

Die SWM und die MVG informieren am Dienstag, 12. Juli, 18 Uhr, im Leonardo Hotel, Effner­straße 99 (Saal Nymphenburg) Interessierte über den Planungsstand des Projekts. Die Veranstal­tung findet in Präsenz statt. Im Fokus steht dabei der Abschnitt zum S-Bahnhof Johanneskirchen. Arne Petersen, Leiter SWM-Verkehrsinfrastruktur, stellt gemeinsam mit der Projektleitung den aktu­ellen Stand der Planungen vor. Anschließend beantworten Vertreter von SWM / MVG und dem Mo­bilitätsreferat Fragen. Parallel ist auch ein Live-Stream geplant.

Rückblick: „Trassierungsbeschluss Tram Johanneskirchen; Anhörung des Mobilitätsreferats“ stand am Dienstag, 5. Juli, auf der Tagesordnung des Bezirksausschusses. „Angehört“ wurde indes nichts, wieder nichts! Denn bei der Sitzung am 31. Mai konnten die Pläne von SWM-MVG-Vertreter Ulrich Osthöver aus technischen Gründen nicht per Beamer auf einer Leinwand dargestellt werden. Er hatte erklärt: „Wir gingen davon aus, dass die Infrastrukur da ist …“ Dazu CSU-Sprecher Xaver Finkenzeller: „Sie haben die Bringfunktion. Wir sollen über etwas abstimmen, was wir nicht sehen?“

Folge: Abbruch! Die Lokalpolitiker erhielten später die Präsentation via Mail für eine Stellungnah­me. Bürger erfuhren null, Pressevertreter wurden trotz Zusage nicht unterrichtet, auf Nachfrage auf den öffentlichen Termin am Dienstag, 12. Juli, „vertröstet“.

Aha: Also zuerst Stellungnahme der Stadtteilvertreter, ohne dass sie sich ein Meinungsbild der An­wohner, der direkt Betroffenen, bilden konnten (wenn auch sich Bürger am 25. Juni ab 10 Uhr in der Freischützstraße zu einer „Protestversammlung“ getroffen haben). Darüber ärgerte sich im Plenum Robert Brannekämper, CSU-Landtagsabgeordneter. Er verlangte Vertagung bis nach der Bürgeran­hörung, ein Votum des Kommunalparlaments in einer Sondersitzung, da am Mittwoch, 27. Juli, der Stadtrat entscheidet. Abgelehnt mit 18 gegen zehn Stimmen. Und die Stellungnahme? Zustimmung mit 21 gegen sieben Stimmen. Kommentar von Brannekämper: „Bin überrascht, wie leicht der Be­zirksausschuss zufrieden zu stellen ist.“

Bedenken: „Es gibt noch viele offene Fragen“, erklärte für die CSU-Fraktion Stadtrat Jens Luther. Als da wären Baumfällungen, Lärmbelastung / Schallbelästigungen durch Bauarbeiten und später durch die Straßenbahnen, Baukosten – auch im Vergleich zum Ausbau der U4 -, Parkplätze, unge­klärte Grundstücksangelegenheiten. Und: Die etwa einen Kilometer lange Tramstrecke mit Wende­schleife endet ein Stück weit vor dem Bahnhof – eine direkte Anbindung sieht anders aus. Erinnert wurde im Zusammenhang mit den offenen Fragen mit den schwerwiegenden Problemen der Tram St. Emmeram entlang der Cosimastraße.

Stellungnahme: Der Bezirksausschuss stimmt der Vorlage zur Trassierung der Trambahn nach Johanneskirchen unter folgenden Maßgaben zu:

Die Tramverlängerung darf kein Hinderungsgrund für die bereits beschlossene Verlängerung der U4 nach Englschalking darstellen.

Auf der Südseite der Johanneskirchner Straße soll ein Radweg in beide Richtungen verlaufen, um die Helen-Keller-Realschule und die Bezirkssportanlage anzubinden, ohne dass zusätzliche Que­rungen der Straße notwendig sind.

Die Lichtsignalanlage an der Westseite des Bahnsteigs „Ringofenweg“ soll wie bei der Haltestelle Klinikum Bogenhausen so eingerichtet werden, dass sie automatisch umschaltet, wenn eine Tram­bahn hält.

Der Essensstand (Grillstation) auf der östlichen Seite der Freischützstraße soll einen nahegele­genen Ersatzstandort in der Wendeschleife bzw. dem Kreuzungsbereich erhalten.

Das Referat soll prüfen, ob durch den Einbezug der städtischen Flächen an der Helen-Keller-Real­schule und der Bezirkssportanlage der Straßenquerschnitt so angepasst werden kann, dass ein paar Parkplätze erhalten werden können.

Das Gutachten zum Schall- und Erschütterungsschutz sowie die daraus resultierenden Maßnah­men sind dem Bezirksausschuss so bald wie möglich vorzulegen.

Der Bezirksausschuss fordert, mindestens einmal im Jahr zum aktuellen Stand der Planungen bzw. des Baufortschritts unterrichtet zu werden.

Die Tram nach St. Emmeram soll an der Ecke Cosima- / Johanneskirchner Straße per Abzweigung zum S-Bahnhof Johanneskirchen geführt und die Straße von drei auf zwei Fahrspuren reduziert werden.  Foto: hgb

                                                                       *

Zu unserem Bericht vom Freitag, 24. Juni 2022, „Tramlinie Johanneskirchen: Reihenfolge passt jetzt“ erreichte die Redaktion eine Richtigstellung von Maximilian Kaltner (SWM-Pressestelle, Pres­sereferent Bereich MVG.

Auszug: „Sie schreiben, dass der Trassierungsbeschluss Tram Johanneskirchen am Donnerstag, 7. Juli, ohne Stellungnahme des Bezirksausschusses im Stadtrat beschlossen und wenige Tage da­nach, am Dienstag, 12. Juli, den Bürgern vorgestellt werden sollte. Das ist nicht korrekt und wir bit­ten um Richtigstellung. Eine Stadtratsbefassung am 7.7. war nie vorgesehen.“

Stellungnahme von unser-bogenhausen.de: Das Datum 7.7. zur Befassung im Stadtrat wurde in der öffentlichen Sitzung von einem Mitglied des Bezirksausschusses (Name der Redaktion bekannt) unwidersprochen genannt und so nachweislich notiert.

Kaltner weiter: „Am 31.5. freiwilliger Vortrag SWM / MVG und Mobilitätsreferat in der Sitzung des Bezirksausschusses. Da die schriftlich vom Bezirksausschuss zugesagte technische Ausrüstung nicht vorhanden war, konnte die Präsentation nicht gezeigt werden. SWM / MVG und Mobilitätsrefe­rat haben die Fragen des Bezirksausschusses am 1.7. schriftlich beantwortet. Im Rahmen des Vor­trags am 31.5. hat das Mobilitätsreferat darauf hingewiesen, dass ohne Stellungnahme des Be­zirksausschusses im Laufe des 31.5. nicht gewährleistet ist, dass eine spätere Stellungnahme in den Beschlussentwurf mit aufgenommen werden kann. Die Stellungnahme wird laut Mobilitätsrefe­rat jetzt auf einem Hinweisblatt erscheinen.“

Stellungnahme von unser-bogenhausen.de: Die Zusage zur vorhandenen technischen Ausrüstung kann die Redaktion nicht überprüfen. Ein Vertreter des Mobilitätsreferats hat sich unseres Wissens – im Gegensatz zu SWM und MVG – bei der Tagung am 31.5. nicht vorgestellt.