Bäume

Traurige Tatsache – trotz Anträge in der Bürgerversammlung im Oktober 2021, trotz eines Bitt­briefs eines Anwohners an Oberbürgermeister Dieter Reiter, trotz zahlreicher Bürgerbemühungen: Die drei prächtigen Bäume auf dem Maria-Nindl-Platz im Prinz-Eugen-Park – Stammumfänge zwischen 1,55 und zwei Meter, rund 13 bis 16 Meter hoch, Kronendurchmesser etwa zehn bis 14 Meter – sind für den Bau des KulturBürgerHauses (KBH) gefällt worden.

Zur Erinnerung: Das Kommunalreferat / Immobilienmanagement hatte die „Empfehlungen“ beim Einwohnertreffen abgelehnt. Die Initiativen hatten vorgesehen, dass die Stadt sich als Bauherr für eine Befreiung vom Bebauungsplan einsetzen soll, damit umgeplant werden kann, sodass die drei Bäume erhalten werden bzw. mindestens einer der Großbäume verpflanzt werden kann.

Der Hintergrund: Der bei der Erteilung der Baugenehmigung zu Grunde liegende Bebauungsplan aus dem Jahr 2013 setzt angrenzend zum Maria-Nindl-Platz eine Gemeinbedarfsfläche >Bürger­zentrum< mit einem dazugehörigen Bauraum sowie Kennwerten zum Maß der baulichen Nutzung fest. Die drei Bäume sind im Bauraum hinweislich dargestellt.

In der Begründung zum Bebauungsplan wird durch das Planungsreferat ausgeführt: „Die Ge­meinbedarfsfläche dient der Unterbringung verschiedener Nutzungen samt Nebenanlagen. Die Stellplätze können auch auf der Fläche Grundschule nachgewiesen werden. Das Baufenster für die Situierung des Bürgertreffs ist genau vorgegeben, wurde im Dezember 2012 im Stadtrat beschlos­sen. Die drei von der Fällung betroffenen Großbäume sind aufgrund ihrer Lage innerhalb des Bau­fensters >nicht als zu erhalten< festgesetzt.“

Und weiter: „Ein mögliches Versetzen der Bäume wurde vom Baureferat dennoch intensiv geprüft. Die Prüfung durch eine Fachfirma für Großbaumverpflanzung ergab, dass diese Bäume für eine Verpflanzung mit der gängigen Technik (Rundspatenmaschine) allesamt zu groß sind. Zudem kön­ne aufgrund der Größe und des Alters der Bäume ein Anwachsen nicht garantiert werden.“

Bäume
Vergangenheit: Diese drei ausgewachsenen Bäume am Maria-Nindl-Platz wurden jetzt für den Bau des Bürgerhauses gefällt. Foto: hgb

Fazit der Stadt: Eine >Befreiung vom Bebauungsplan< für eine Verschiebung des Baukörpers wur­de mit dem Planungsreferat / Lokalbaukommission (LBK) abgestimmt. Eine Befreiung von den Fest­setzungen des Bebauungsplans für eine Verschiebung des Vorhabens zum Erhalt der Bäume be­rührt die Grundzüge der Planung in unzulässiger Weise. Daher ist eine Befreiung nicht begründbar und kann nicht erteilt werden. Und, so heißt es am Schluss: „Im Gesamtumgriff der Siedlungsmaß­nahme wurde der Baumbestand auf öffentlichen Flächen weitgehend erhalten. Rund 2100 Bäume bleiben, etwa 390 Bäume werden neu gepflanzt.

Ergänzend ein Blick ins Protokoll des Bezirksausschusses zur Tagung am 21. September 2021: „2.2.11 Baumfällungen zu Bauvorhaben: Ruth-Drexel-Str. (13er Bürger- und Kulturtreff): Zu­stimmung.“ Dies war einer von zwei Dutzend Punkten, die per Blockabstimmung bewilligt wor­den waren. Grundlage für die Entscheidung war – was sich im Nachhinein herausgestellt hatte – die Antwort des Baureferats / Gartenbau vom 12. August auf einen einstimmig verabschiedeten An­trag der Lokalpolitiker zum Erhalt der Bäume vom 11. Mai 2021. Wie dem – jetzt – auch sei: Der Baubeginn wurde „zementiert“, um weitere Verzögerungen zu vermeiden.

Gegenwart
Gegenwart: Auf diesem Areal im Prinz-Eugen-Park – ohne Bäume – wird bis Frühjahr 2025 das Bürgerhaus gebaut. Foto: hgb

Zu all dem Auszüge des Anwohnerschreibens an den OB: „Helfen Sie den Bäumen, der gewa­chsenen Natur und einer verbesserungswürdigen Siedlung. Ich bitte Sie, Ihren entscheidenden Einfluss geltend zu machen und die Abholzung zu verhindern. Die Bäume sollen einem weite­ren Betonbau weichen. Kahle, kalte Häuser an engen Straßen mit wenig Grün. Nehmen Sie sich doch einmal die Zeit und gehen Sie die beiden Straßen von West nach Ost. Dort sind die kleinen Grundstücke der Häuser im Erdgeschoßbereich eingezäunt oder eingemauert. Die Mauern sind teilweise circa 1,80 Meter hoch. Ich kann vom Bürgersteig kaum drüberschauen. Selbst zu den querlaufenden Grünflächen wurden die Häuser abgemauert.“

Zum KBH-Bau erläutert das Baureferat in einem jetzt vor Ort verteilten Flyer: „Realisiert wird eine gemeinsame Einrichtung für soziale und kulturelle Nutzungen mit einem Alten- und Servicezentrum, einem Familientreff, einem Nachbarschaftstreff sowie einem Veranstaltungssaal und mit Räumen für stadtteilkulturelle Nutzung. Unter einem Dach werden so im Sinn von >Generationensolidarität< die dringend im Quartier benötigten Angebote für verschiedene Zielgruppen vereint.

Geplant ist ein einfaches, übersichtlich gegliedertes Gebäude mit zwei Eingängen im Süden zum begrünten Maria-Nindl-Platz und im Norden zur Ruth-Drexel-Straße. Die sozialen Nutzungen sind hauptsächlich im Erdgeschoss untergebracht, der große, multifunktionale Veranstaltungssaal im ersten Obergeschoß. Die lichten Flure und Foyerbereiche mit Aufenthaltsqualität eignen sich für verschiedenste Aktivitäten. Geparkt wird in einer Tiefgarage.

Zukunft
Bäume: So wird der Bürgertreff (Darstellung ohne Platzgestaltung laut Baureferat) am Maria-Nindl-Platz einmal aussehen.    Objektentwurf / Visualisierung: Beer Bembé Dellinger, Architekten und Stadtplaner GmbH

Das Gebäude wird aus Recyclingbeton und Holz konstruiert, es erhält eine Fassade aus wiederver­wendeten Ziegeln und ein begrüntes Dach. Mit der Neugestaltung des umgebenden Platzes werden circa 40 neue Bäume gepflanzt. Die Fertigstellung der Gebäudes ist für das Frühjahr 2025 geplant.“

Aber: Bis die zugesicherten „circa 40 neue Bäume“ rund ums KBH die Größe des gefällten Trios er­reicht haben, vergeht viel Zeit, sehr viel Zeit. Mindestens eine Generation = 25 Jahre! Richtig Scha­tten gibt’s dann wieder so um das Jahr 2050.