Der Bau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) im Fideliopark läuft auch Hochtouren, der Bezug ist für Herbst 2024 geplant – wenn’s denn zu diesem Zeitpunkt klappt, woran einige Lo­kalpolitiker zweifeln! Und wie sieht’s mit den Schulwegen aus? Diesbezüglich forderte der Be­zirksausschuss im August vom Mobilitätsreferat ein „umfassendes Konzept“ mit den Schwer­punkten Anbindung per Rad und per ÖPNV samt Skizze vorzulegen und alles vor Ort zu bespre­chen. Zudem sollen konkrete Vorschläge für zusätzliche Maßnahmen in der Freischützstraße sowie beim Salzsenderweg inklusive Querung der Cosimastraße vorgestellt werden.

Konzept? Im jetzt vorliegenden Antwortschreiben der Behörde ist keines erkennbar. Das Antwort­schreiben ist überdies peinlich. Im Fazit des Briefs heißt es: „Im Zuge der Schule Neubaus werden im unmittelbaren Umfeld kleinere Anpassungen des Straßenraums vorgenommen.“

Im ersten Absatz des Schreibens verweist das Referat auf Antworten älterer Anträge: „Darin werden die Punkte Querung Cosimastraße sowie Rad- und Gehweg Salzsenderweg bereits behandelt. Da­her wird an dieser Stelle, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, darauf verzichtet, nochmals aus­führlich darauf einzugehen.“

Und: „Zudem befindet sich derzeit parallel der Antrag der Fraktion ÖDP / München-Liste vom 25. 10. 2021 – Sicheren Rad-Schulweg zum neuen WHG aus Richtung Daglfing / Denning schaffen – beim Mobilitätsreferat in Bearbeitung und in der Endabstimmung. Die Antwort wird sich insbesonde­re auf die Thematik Radverkehr beziehen, so dass hier an dieser Stelle ebenfalls nicht weiter darauf eingegangen wird.“

Neuralgische Stellen auf dem Weg zum Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium am Salzsenderweg: die Querungsmöglichkeiten der Freischütz- auf Höhe der Stegmühlstraße. Laut Mobilitätsreferat ist die Querung „gefahrlos möglich“.   Foto: hgb

Toll! Auch eine Methode, ein komplexes Thema zu zerpflücken und sich herauszuwinden. Kaum anzunehmen, dass die Stadtteilvertreter mit dem >Verzicht< und dem Verweis >in Bearbei­tung und in der Endabstimmung< zufrieden, geschweige denn einverstanden sind. Was geht ei­gentlich in den Köpfen dieser Behördenvertreter vor? Auszüge des Antwortschreibens:

„Im Hinblick auf die stetige Nachverdichtung im Stadtbezirk und die 2024 geplante Eröffnung des Neubaus ist mit einer Zunahme des Verkehrs zu rechnen. Etwa 1500 Schüler werden größtenteils mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad die neue Schule erreichen. Es kann zudem mit einer Vielzahl von >Elterntaxis< gerechnet werden, welche das neue Gymnasium ansteuern.“

Feststellungen, die an Plattheit kaum zu überbieten ist! Feststellungen, für die städtische Mitarbeiter bezahlt werden! Und es geht weiter:

„Die künftige Schulwegrelevanz bei Inbetriebnahme des Gymnasiums kann an dieser Stelle noch nicht abschließend beurteilt werden. Eine endgültige tatsächliche Prüfung ist seitens des Bereichs Schulwegsicherheit erst mit Aufnahme des Schulbetriebs möglich. Die Schülerströme sind zum der­zeitigen Zeitpunkt noch nicht genau abschätzbar, zumal es bei weiterführenden Schulen keine fest­gelegten Sprengel gibt. Schüler werden tatsächlich aus allen Richtungen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule gelangen.“

Weitere Ausführungen: Die Freischützstraße kann gefahrlos an den mit Lichtsignalanlagen gere­gelten Kreuzungen Freischütz- / Stegmühl- / Fideliostraße gequert werden. Auf halber Höhe der Freischützstraße im Bereich der Bushaltestelle befindet sich eine Querungshilfe, zum Erreichen des Discountmarkts. Ob es erforderlich ist, diese zu einem späteren Zeitpunkt in einen Fußgängerüber­weg umzuwandeln, muss nach Inbetriebnahme des Gymnasiums geprüft werden. Derzeit besteht nach Einschätzung von Polizei und Mobilitätsreferat kein Bedarf. Auch an der Kreuzung Johannes­kirchner – / Freischützstraße besteht bereits die Möglichkeit, an der Ampelanlage sicher zu que­ren. Dies wird auch künftig nach Umbau des Knotenpunktes im Rahmen des Projekts Tram Johan­neskirchen der Fall sein.

Die Querung der Cosimastraße ist an den Kreuzungen Cosima- / Ruth-Drexel- / Wesendonkstraße sowie Cosima- / Johanneskirchner Straße mittels Lichtsignalanlage geregelt und somit gefahrlos möglich. Die Umlaufsperre über die Tramgleise in der Cosimastraße auf Höhe des Salzsenderwegs ist im Schreiben vom 20. 07. 2022 behandelt.

Der Salzsenderweg, ein gemeinsamer Fuß- und Radweg, wird täglich, insbesondere zu den Schul­wegzeiten, von einer Vielzahl an Schülern der Grundschule an der Knappertsbuschstraße, der He­len-Keller-Realschule und der Grundschule an der Ruth-Drexel-Straße benutzt. Auch Kindergarten­kinder gehen auf diesem Weg zum Kindergarten. Ebenso benutzen viele Radfahrer diese Hauptrad­route (Anm. d. Red.: alles ganz neu!“). Der zur Verfügung stehende Verkehrsraum ist mittlerweile zu Schulwegzeiten zu eng bemessen. Bodenmarkierungen sowie eine im Bereich des Schulneubaus maximal mögliche Verbreiterung sind bereits vorgesehen.“

Stichwort Busanbindung: Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) teilte Anfang August mit, dass es zur Bedienung des neuen WHG-Standorts derzeit für Details noch zu früh sei. Das Bau­referat würde (Anm. d. Red.: Konjunktiv!) bis Schulstart die Haltestelle Bruno-Walter-Ring ausbau­en. Die Haltestelle werde auf die westliche Seite der Knappertsbuschstraße positioniert und für zwei Fahrzeuge in einer Bucht geplant und gebaut. Die Halteposition an der Nordseite des Rings wird entfallen.

Das Busangebot könne erst nach Informationen zu den Postleitzahlen der Schülerwohnorte, meist erst ab Mai des gleichen Schuljahrs, detailliert geplant werden. Wichtig sei laut MVG die ge­naue Uhrzeit des täglichen Schulbeginns (zum Beispiel 8.15 Uhr), um bereits eingesetzte Busse auch für eventuell weitere Verstärkerfahrten nutzen zu können und um Entzerrungen im Schüler­verkehr zu anderen Schulen zu erreichen.

Da muss man sich wirklich fragen: Geht’s noch? Die Mädchen und Buben wechseln die Gebäu­de, ziehen von Arabellapark an den Rand des Klimaparks um. Die Postleitzahlen der Schülerwohn­orte sind also bekannt. Und der Schulbeginn? Wie wär’s mit einem Anruf im WHG-Sekretariat?

Aus dem Fazit des Mobilitätsreferats: „Die Anordnung von Tempo 30 in der Freischützstraße ist nach den Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung derzeit aufgrund einer fehlenden besonde­ren Gefahrenlage nicht umsetzbar. Eine Skizze sowie eine Besprechung vor Ort halten wir aufgrund unserer Ausführungen für entbehrlich. Wir hoffen, mit diesen Ergänzungen aus Sicht der Schulweg­sicherheit die Thematik ausreichend behandelt zu haben.“