Auf dem Geith & Niggl-Gelände – unweit der S-Bahn-Haltestelle Englschalking, östlich Marienbur­ger – / südlich Englschalkinger – / nördlich der angrenzenden Wiese an der Memeler Straße – soll nach Beschluss im Stadtrat auf rund 4,75 Hektar ein Wohnquartier entstehendie Marien­gärten. Und zwar mit bis zu 500 Wohneinheiten. Dagegen hat sich nun eine Anwohner-Interessen­gemeinschaft (AIG) formiert. Sie fordert „maximal 250 Wohneinheiten (WE).“

In einem Flyer an die Nachbarn samt einer bis 30. April laufenden Unterschriftenaktion – Über­schrift „500 Wohnungen – so nicht!“ – sowie in einem Brief wird Oberbürgermeister Dieter Reiter aufgefordert, „die Rahmenbedingungen für die Planung des bevorstehenden Architektenwettbe­werbs von bisher 320 bis 500 WE auf künftig maximal 250 Wohneinheiten zu reduzieren.“ Und: „Das Planungsverfahren ist erst dann weiterzuführen, wenn die Art des viergleisigen Bahn-Ausbaus feststeht und wenn ein überzeugendes Verkehrskonzept vorliegt.“

AIG-Sprecher Gerhard Forster und die Mitinitiatoren Xenia Weimann und Thomas Mühlbauer betonen: „Lassen Sie uns gemeinsam sicherstellen, dass Denning lebenswert bleibt.“

In dem Anliegerschreiben heißt es: „Stoppen Sie das Planungsverfahren mit Ihrer Unterschrift! Denn mit dem Projekt werden das Planungsgebiet und die benachbarte Umgebung absehbar mas­siv überlastet. Und zwar insbesondere

• durch die bauliche Dichte und Höhe (eventuell sechsgeschossige Wohnbauten) und durch die damit verbundene fehlende städtebauliche Verträglichkeit mit der umgebenden Bebauung,

• durch den fließenden und ruhenden Verkehr (zusätzliche Personenwagen bei 500 WE; eventuell Verlust der Marienburger Straße als Fahrradstraße, Verkehrslärm), und

• durch die Frischluft-Barriere wegen Schallschutzmaßnahmen zum oberirdischen Bahnausbau (eingeschränkte Durchlüftung durch Hochbauten und Schallschutz-Maßnahmen).

Und: „Weitere aus der Planung folgenden Probleme (Schulversorgung, Grundwasser, U-4-Verlän­gerung etc.) gibt‘s im Internet unter https://www.openpetition.de/!mariengaerten. Die negativen Auswirkungen werden in ganz Denning, Daglfing und Englschalking zu spüren sein. Der Architek­tenwettbewerb kann die Probleme nur lösen, wenn die Zahl der geplanten WE reduziert wird. Eine sinnvolle Planung hängt von der Entscheidung über den Bahnausbau (Tunnel / oberirdisch) ab.“

Auf dem Geith & Niggl-Gelände unweit der S-Bahnstation Englschalking soll nach Beschluss im Stadtrat ein Quartier mit bis zu 500 Wohneinheiten entstehen – die Mariengärten. Diese Zahl hätte zur Folge, dass entlang der Bahntrasse wohl sechsgeschossige Riegelbauten entstehen.  Foto: hgb
 

Begründung der Petition an OB Reiter

(in Auszügen – „die Überlegungen stützen sich auf den Beschluss des Ausschusses für Stadtpla­nung vom 7. 12. 2022, der per Beschluss des Stadtrats am 21. 12. 22 abgesegnet worden ist“):

1. Die geplante bauliche Dichte mit 320 bis 500 WE fügt sich nicht in die umgebende Bebauung ein. Die aus der bereits beschlossenen Planung sich ergebenden Probleme für die Anlieger werden nicht gelöst. Den Wettbewerbs-Architekten wird zugemutet, eine Lösung für diese Probleme zu fin­den (passive und aktive Lärmschutzmaßnahmen und Schallschutzbebauung, höhere bauliche Dich­te und Höhenstaffel, Überlastung durch Individual- und ruhenden Verkehr, Beeinträchtigung der Durchlüftung des Planungsgebiets sowie Schul- und Kita-Versorgung).

2. Gemäß dem Beschluss vom 07.12. 22 wird das Gebiet im Süden bisher für den motorisierten In­dividualverkehr über die Memeler Straße erschlossen. Es wird wohl auch für die künftige Erschlie­ßung die Memeler Straße in Erwägung gezogen. Für die künftige Erschließung des Gebiets ist die Memeler – östlich der Marienburger Straße aber völlig untauglich. Sie besitzt nur auf der Südseite einen Fußweg und ist zwischen Privatgrundstücken so eingeschnürt, dass die Fahrbahndecke an der engsten Stelle nur 3,60 Meter breit ist. Wenn dort ein Pkw hält, kommt kein Lkw mehr vorbei. Bei einer Bebauung von bis zu 500 WE ergibt sich zwangsläufig, dass der ruhende Verkehr nicht nur und nicht vollständig in Tiefgaragen aufgefangen werden kann. Die Marienburger- und angren­zende Straßen sind schon jetzt ausreichend zugeparkt. Das städtische Konzept einer zu engen Stellplatzvorsorge ist auch im Prinz-Eugen-Park nicht aufgegangen. Eine Reduzierung des Stell­platzschlüssels für Kfz kann nur zur zusätzlichen Überlastung der Umgebungsstraßen führen.

3. Die Schulversorgung für das Gebiet erscheint uns nicht gesichert. Die Überlegungen, den erwar­tungsgemäß überlasteten Schulsprengel der Grundschule an der Ostpreußenstraße zulasten des Schulsprengels Knappertsbuschstraße abzugeben, erscheint uns nicht tragfähig, solange nicht sichergestellt ist, dass dort „Ende der 20er Jahre“ freie Kapazitäten sein werden. Eine Erweiterung der Pavillon-Anlage an der Ostpreußenstraße kann nur zulasten der dort unterrichteten Kinder und deren Freiflächen / Sportunterricht gehen. Derzeit ist die Schule schon mit Containern erweitert.

4. Zu befürchten ist, dass durch die erhöhte Bebauung eine Frischluftschneise von Ost nach West oder von West nach Ost blockiert wird. Wegen der sehr hohen Lärmbelastung durch den Schienen­verkehr sind laut Beschluss möglichst lückenlose Schallschutzwände bzw. eine durchgängige Rie­gelbebauung erforderlich. Zum Erhalt der Durchlüftung sollten weniger WE gebaut werden.

5. Im nördlichen Bereich des Gebiets ist jetzt schon der Wasserhaushalt nicht mehr im natürlichen Gleichgewicht (im Unterschied zum bisher nicht bebauten südlichen Teil). Bei einer massiven Be­bauung (im nörd- wie südlichen Teil) haben wir die Befürchtung, dass der Wasserhaushalt im ge­samten Gebiet nicht mehr ins Gleichgewicht kommt. Gemäß Planungsbeschluss wird bereits ein eingeschossiger Unterbau in das Grundwasser eingreifen. Bei bis zu 500 WE ist der Tiefgaragenbe­darf so groß, dass zweifelhaft ist, ob Unterkellerungen und Tiefgaragenbedarf eingeschossig unter­gebracht werden können. Bei zweigeschossigen Tiefgaragen besteht die Gefahr der Überflutung bestehender benachbarter Tiefgaragen und Kellergeschosse.

6. Bei einer Planung des Gebiets mit bis zu 500 WE und einer Rücksichtnahme auf die niederen Traufhöhen an der Marienburger-, Memeler – und Posener Straße ergibt sich zwangsläufig, dass die Bebauung auf den maximal 150 Metern von West nach Ost bis zur Bahnstrecke erheblich in die Hö­he gehen muss („flächensparende Bauweise“). Damit droht eine Riegelbebauung von Nord nach Süd zu entstehen, die die erforderliche Durchlüftung des Gebiets deutlich beeinträchtigt. Die Aus­führungen zur Bauhöhe verstehen wir so, dass bei der Planung im Verhältnis zur Bestandsbebau­ung eine Überhöhung von bis zu 35 Prozent der prägenden Traufhöhe möglich ist. Nachdem die Hochhausstudie für dieses Gebiet angewandt wird, kann die Traufhöhe neu gesetzt werden.

Screenshot der Internet-Seite https://www.openpetition.de/!mariengaerten, auf der man gegen die geplanten bis zu 500 Wohneinheiten beim Vorhaben Mariengärten votieren kann.  Screenshot: hgb

Das Grundübel der bisherigen Planung besteht darin, dass mit einem Ansatz von 320 bis 500 WE nicht nur das Planungsgebiet, sondern auch die Nachbarschaft unzumutbar belastet wird.

Argumente für das Stoppen des Planungsprozesses

•  Gemäß Beschluss wird das Planverfahren für den nördlichen Bereich erst dann weitergeführt, wenn die Art des viergleisigen Ausbaus und die damit verbundene Lage der Englschalkinger Straße (Unterführung / ebenerdige Führung) feststehen. Ohne diese noch zu konkretisierenden Rahmen­bedingungen halten wir es auch für falsch, das südliche Planungsgebiet vorab weiter zu entwickeln. Zumindest sollten die für 2023 erwarteten Ergebnisse der Bahntrassen-Feinvariantenuntersuchung abgewartet werden, mit der geprüft wird, ob eine oberirdische oder eine unterirdische Führung in Tunnellage in Betracht kommt. So lange mindestens sollte der Wettbewerb zurückgestellt werden.

•  Die Bebauung für das Planungsgebiet sollte an die Bebauungsplanung (SEM) östlich der Bahn­trasse angepasst werden. Uns erscheint sinnvoll, eine Konkretisierung dieser Planung abzuwarten

•  Gemäß Beschluss werden die Grenzwerte der Lärmbelastung für das Gebiet durch den Bahnver­kehr jetzt schon überschritten. Beim viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke ist (oberirdisch) mit einer hohen Lärmbelastung zu rechnen, bei der klar die Immissionsgrenzwerte überschritten werden.

•  Die Verlängerung der U 4 vom Arabellapark nach Englschalking zählt zu den wichtigsten künfti­gen U-Bahn-Bauvorhaben für das öffentliche Verkehrsnetz in München. Warum kann der Wettbe­werb nicht zurückgestellt werden, bis die Konturen der U-Bahn-Planung konkreter werden?

Das Grundübel der bisherigen Planung besteht darin, dass ohne konkrete Ergebnisse der zu erwartenden Veränderungen (wie SEM Nordost, Bahn, U-Bahn, Ausbau Englschalkinger Straße) Fakten geschaffen werden und vorhersehbare künftige Zielkonflikte in Kauf genommen werden.