Gelbe Karte für Bogenhausen! Hinter den Stadtbezirken Trudering-Riem und Thalkirchen-Ober­sendling mit 195 und 194 wurden im vergangenen Jahr im 13. Stadtbezirk auf Privatflächen 184 mehr Bäume gefällt als gepflanzt (503 Fällungen versus 319 Ersatzpflanzungen). Zum besseren Vergleich die „private“ Bogenhauser Baumbilanz 2021: 463 gefällt, 264 neu gepflanzt – ein Minus von 199 Bäumen. Die Trends halten also an – leider, leider!

Die Zahlen für ganz München: 2021 wurden für Bäume auf privaten Grundstücken 6890 Fällge­nehmigungen erteilt, 4801 Ersatzpflanzungen vorgenommen – ein Minus von knapp 2100. Im Jahr 2022 beträgt die Einbuße rund 1500 Bäume. Bei den Fällungen handelt es sich um Bäume, die von der Baumschutzverordnung erfasst werden, also mindestens 80 Zentimeter Stammumfang in einem Meter Höhe aufweisen.

Den Kahlschlag haben überwiegend jene Grundbesitzer zu verantworten, die Fällungen für Neu­bauten beantragt, genehmigt und vorgenommen hatten. Zum Minus kommt es, weil für Ersatzpflan­zungen in Folge der Baumaßnahmen meist zu wenig Platz vorhanden war. Für den „Freikauf“ wa­ren dann Ausgleichszahlungen fällig – 800 Euro pro Baum. Für manchen ein kurzer Griff in die Portokasse …

Kennen Sie diese drei Prachtbäume noch? Sie standen auf dem Maria-Nindl-Platz im Prinz-Eugen-Park – Stammumfänge bis zu zwei Meter, 16 Meter hoch, Kronendurchmesser mehr als zehn Meter. Sie wurden für den Bau des KulturBürgerHauses (KBH) gefällt. Archivfoto: hgb

Bei all dem muss man berücksichtigen: Es gibt auch bei Fällgenehmigungen ohne Baubezug – also wegen Krankheit, Kanaleinwurzelung, Verschattung, Bestandspflege etc. – können aus Grün­den der Verhältnismäßigkeit keine Ersatzpflanzungen verlangt werden. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn zu dicht gepflanzte Bäume entfernt werden, die sich gegenseitig behindern.

Jeden Monat stehen bei der Tagung des Bezirksausschusses Baumfällungen auf der Agenda. unser-bogenhausen.de hat die Zahlen von Januar bis Juni erfasst und addiert. Ergebnis: mehr als 100 Anträge. Bei der Tagung der Lokalpolitiker am Dienstag, 11. Juli, 19.30 Uhr, Gehörlosenzen­trum an der Lohengrinstraße, haben sie über ein Dutzend Wünsche zu Fällungen zu befinden. Und sprechen Empfehlungen aus – die Entscheidungen werden auf höherer Ebene gefällt. So war’s 2022 auch bei Schulneubau an der Fürkhofstraße (36 Fällungen und neun Ersatzpflanzungen) so­wie bei einem Wohnbauprojekt an der Freischützstraße (28 Fällungen und 26 Ersatzpflanzungen) der Fall.

Gefühlt gibt es in der Stadt immer weniger Bäume. Ist dem wirklich so? – Je nachdem wie man’s sieht! Auf öffentlichen Flächen wie Parks oder entlang von Straßen weist die Statistik fürs vergangene Jahr 2550 Fällungen und 2710 Neupflanzungen aus. Die Bilanz der Stadt selbst ist also positiv. Da aber wie angeführt etwa 1500 „private“ Bäume mehr gefällt als angepflanzt wurden, ist die Gesamtbilanz eben negativ.