In neun Punkten legten Anwohner der Freischützstraße „entschieden Widerspruch gegen die Realisierung der Tramstrecke zum S-Bahnhof Johanneskirchen mit der vorgesehenen Wendeschleife direkt vor unseren Wohngebäuden ein.“ Das Kommunalparlament nahm das Schreiben „zur Kenntnis“ und leitete es an die zuständigen Referate mit Verweis auf die Beschlussvorlage des Bezirksausschusses weiter. Die Einwände der Anlieger in bearbeiteten Auszügen:

• Die Entfernung von 145 Bäumen ist nötig, was einen großen ökologischen Verlust bedeutet.

• Im Rahmen des Projekts werden 134 Pkw-Stellplätze am Fahrbahnrand entlang der Johanneskir-chner Straße gestrichen, weil beidseitig jeweils eine Fahrspur entfällt. Dies führt zu einem gestei-gertem Parksuchverkehr und einer Verschlechterung der Verkehrslage im Viertel.

• Durch die Baumaßnahme für die Wendeschleife wird ein Biotop völlig zerstört.

• Den Kosten von mindestens 25 Millionen Euro für die lediglich 700 Meter lange Strecke steht kaum ein Nutzen gegenüber. Auf dem Streckenabschnitt verkehren bereits die Buslinien 50 und 154, deren Fahrgastauslastungen aufgrund unserer Beobachtungen bei Weitem nicht ausgeschöpft sind. Ganz im Gegenteil: Von welcher Bedarfsberechnung geht man hier aus? Als regelmäßige Nutzer des ÖPNV ist uns zu keiner Tageszeit ersichtlich, wann dieser (Mehr-)Bedarf überhaupt gegeben ist. Diejenigen, die den Anschluss zum Flughafen nutzen, sind Einzelfälle.

• Insofern erachten wir eine weitere ÖPNV-Netzerweiterung durch die Tram als nicht durchdacht und als eine reine Luxusmaßnahme, die Steuergelder sinnlos verschwendet. Die Argumentation, dass dadurch die Anschluss- und Umsteigemöglichkeiten verbessert werden, passt nicht. Auch die Argumentation, dringend eine Anschluss- und Umsteigestelle zum geplanten neuen Stadtquartier (SEM) im Münchner Nordosten schaffen zu müssen, greift in den nächsten Jahren eindeutig nicht, denn die Bebauung liegt in ferner Zukunft, sprich in zehn, wenn nicht gar in 15 Jahren. Im Zusammengang mit dem viergleisigen Ausbau der Bahntrasse, ob nun oberirdisch oder in einem Tunnel, werden dann Umbauarbeiten fällig. Hier wird eindeutig der fünfte vor dem ersten Schritt gemacht.

• Aus den Plänen geht nicht hervor, wie die Fahrgäste von der Tram-Endhaltestelle in der Wendeschleife ohne übermäßige Umwege zum S-Bahnsteig gelangen sollen. Ganz wichtig ist aber, dass schon mal an ein Toilettenhäusl gedacht wurde (Antrag der Grünen) …

• Die unmittelbare Nähe unseres Anwesens zum Gleiskörper mit einem Abstand von nur vier Me-tern zu Wohn- und Schlafzimmerfenster, wird eine unzumutbare Geräuschbelastung verursachen. Obendrein fahren dann auch noch die zwei genannten Buslinien diese Haltestelle an

• Es entsteht ein Gefahrenpotential für die hier lebenden Menschen, vor allem der Kinder. Denn aus den Plänen ist eine adäquate Absicherung, außer offen gestalteten Buschreihen, nicht zu erkennen.

• Um auf die kreuzenden Spaziergänger im Bauabschnitt der Tramtrasse durch den Englischen Garten Rücksicht zu nehmen, werden die Straßenbahnen dort mit Akkus fahren, damit in diesem Bereich auf Oberleitungen verzichtet werden kann. Wer hat uns gefragt und nimmt Rücksicht auf uns? Wo bisher eine Blumenwiese ist, wird alsbald der Ausblick mehrreihig mit Oberleitungen >verspargelt< sein.

Für den Bau der Tramtrasse Johanneskirchen entfallen 134 Park- und drei Stellplätze im Kreuzungsbereich Johanneskirchner- / Freischützstraße. 145 Bäume müssen entfernt werden, 120 neue Bäume sollen gepflanzt werden. Foto: hgb