Wo ist Münchens modernste und baulich wohl teuerste Kita? Richtig: in Bogenhausen. Genauer: an der Arabellastraße 10. Es ist das „Daycare Center“ der HypoVereinsbank (HVB), ein Betreuungsangebot für den Nachwuchs des Personals, eine in vielerlei Hinsicht spektakuläre Kindertagesstätte, eine Einrichtung mit (mindestens) fünf Sternen. Nach rund vier Jahren Planung und Bauverzögerung wegen Corona ist jetzt das Ufo, ein auf dem Kopf stehender Kegelstumpf, bezugsfertig. Auch ein Anreiz für neue Mitarbeiter mit Kind(ern).

Die Betriebs-Ganztageskrippe bietet Platz für 36 Kinder im Alter von drei Monaten bis drei Jahre. Gab’s zu Baubeginn noch eine längere Warteliste, so ist diese „aktuell einstellig“, so Personalleiter Christoph Auerbach. Sollte die Kita – „geöffnet“ von 7.15 bis 17.45 Uhr, weniger Schließzeiten als andere Einrichtungen, betrieben mit Dussmann KulturKindergarten – einmal nicht voll ausgelastet sein, bestehe die Möglichkeit für Nicht-HVB-Angestellte, einen Platz fürs Kind zu bekommen.

Die Gebühren sind laut Auerbach nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt. Bei 80 000 Euro und einer siebenstündigen Betreuung kostet der Platz 266 Euro plus Verpflegung.

Apropos Geld: Auf die Nachfrage zu den Gesamtkosten wich Peter Weidenhöfer, Leiter Real Estate HVB, aus. Diese seien im 250-Millionen-Euro-Sanierungs-Kostenpaket / Green-Building-Projekt für den silbernen Wolkenkratzer nebenan enthalten. Geht man – je nach Lage, Grundstück, Größe und Ausstattung – von drei bis sechs Millionen Euro Aufwendungen für einen städtischen Kita-Neubau aus, so dürfte die Betriebskinderkrippe ein Mehrfaches des Ansatzes verschlungen haben.

Architekt Oliver Betz, dessen Eltern den Hypo-Tower, der ab 1975 erstellt worden war, entworfen hatten, zur Grundproblematik: Gemäß den Vorschriften müssen sich sämtliche Einrichtungen einer Kita auf einer Ebene befinden. Dazu hatte er die Idee, das Gebäude mit schrägen Wänden nach oben zu verbreitern, per auf dem Kopf stehenden Kegelstumpf, und so Fläche zu schaffen.

So denn befinden sich im ersten Stock eine 350 Quadratmeter große, lärmgeschützte Freispielfläche – ein Dachgarten mit Sandkasten, Spielhaus, Bambuswäldchen und mehr. Und auf rund 500 Quadratmeter die eigentliche Kita – drei Gruppenräume, jeweils 70 Quadratmeter, mit schräg installierten Fenstern – für die Kleinen ein super Ausblick. Plus Sanitär-, Schlaf-, Wickel-, Garderobe- und Küchenräume, teils mit Kuppeln fürs Tageslicht. Alles detailliert durchdacht und verarbeitet, eben alles vom Feinsten. Wie in der Höhe versetzte Treppengeländer – für Erwachsene und für Kinder.

Im Erdgeschoss sind Büroräume – als mobiles Bürokonzept „Smart Working“ eingerichtet. Durchaus möglich: Oben spielt oder schläft das Kind, unten arbeitet die Mama. Zudem gibt’s vor dem Haus laut Beschreibung noch „einen geschützten Spielbereich mit Rutsche“.

Bauliche Besonderheit: Das neun Meter hohe Ufo steht über der in 14 Meter Tiefe verlaufenden U4-Trasse. Da der Tunnel nicht belastet werden darf, rammte die Baufirma 14 bis zu 42 Meter lange Pfähle in den Boden, auf die die >Wanne< plaziert wurde. Architekt Betz lächelnd: „Das Ufo schwebt.“

Das Ufo, die beleuchtete HVB-Kindertagesstätte vor dem Bank-Wolkenkratzer und neben dem Arabella-Hochhaus. Quelle / Pressefoto: HG Esch
Die futuristische Kita, ein auf dem Kopf stehender Kegelstumpf mit Alu-Fassadenelementen und schrägen Fenstern. Detail im Innern: In der Höhe versetzte Treppengeländer – für Erwachsene und für Kinder. Quelle / Pressefotos: HG Esch