„Statistisch gesehen lässt sich alles verdrehen“ – diese Formulierung des deutschen Bauingenieurs und Dichters Erhard Horst Bellermann passt punktgenau zu einer Meldung aus dem Münchner Rathaus: „Photovoltaik: Ausbauziele für 2023 weit übertroffen.“ 2023 sollten in München Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mindestens 15 Megawatt Peak (MWp; mögliche Spitzenleistung einer Anlage) installiert werden. Richtig: Es wurden fast 40 Megawatt Peak. Aber: Dies realisierten Bürger, was auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) einräumte. Und: Ausgerechnet die Wohnungsbaugesellschaft Münchner Wohnen verfehlte ihr Ziel.
Das hatte CSU-Stadtrat Winfried Kaum bei der Vorlage des Monitoring-Berichts (Ergebnisse unter https://stadt.muenchen.de/infos/masterplan-solares-muenchen) im Rahmen des „Masterplans solares München“ analysiert. Das städtische Unternehmen sollte eigentlich auf Grundlage eines Beschlusses der Kommunalpolitiker 12,5 MWp erreichen; tatsächlich waren es gerade einmal vier MWp. Gleichwohl jubelten die Grünen – und zwar über das Gesamtergebnis.
Angaben aus der Rathaus-Umschau (Auszüge; bearbeitet): „München will bis 2035 (Anm. d. Red.: laut Masterplan) ein Viertel seines Stromverbrauchs mit Solarstrom aus dem Stadtgebiet erzeugen. Die Ausbauziele für das Jahr 2023 wurden weit übertroffen. Damit bis 2030 der Zielwert für den jährlichen Zubau von Solarstromanlagen von 100 Megawatt Peak erreicht wird, wird jährlich ein mittleres Wachstum von rund 40 Prozent angestrebt. Der Monitoringbericht zeigt, dass sich der Zubau 2023 gegenüber dem Vorjahr in etwa verdreifacht hat.“
Reiter kommentierte: „Das sind gute Nachrichten und mein Dank geht vor allem an alle Bürger, die Sonnenenergie für ihre Haushalte nutzen und den Löwenanteil des Zuwachses tragen. Für unsere Liegenschaften ist noch Luft nach oben, zugegeben. Ich will, dass wir mehr Projekte realisieren, wie beispielsweise unser Mieterstromprojekt am Hart – das größte in Deutschland. Die Installation von Photovoltaik auf den Dächern der Mietshäuser ist nicht nur klimafreundlich, sondern versorgt viele Mieter mit günstigem Strom. Und genau das ist es doch, was die Menschen davon überzeugt. Und wir müssen vor allem das große Potential an Flachdächern nutzen, beispielsweise bei vielen unserer Schulen. Daran arbeiten wir und das kann gerne noch schneller gehen.“
Umweltschutzreferentin Christine Kugler erklärte: „Durch das im Mai in Kraft getretene Solarpaket I der Bundesregierung erwarten wir für das zweite Halbjahr 2024 wieder eine deutliche Beschleunigung des Solarzubaus. Beteiligen Sie sich jetzt also aktiv am Solarenergieausbau – und nehmen Sie unsere attraktive Förderung in Anspruch.“ Dazu muss man wissen:
„Die Landeshauptstadt fördert den Ausbau von Solarenergie mit dem Förderprogramm Klimaneutrale Gebäude (FKG). Die degressiv angelegte Grundförderung, die jedes Halbjahr um sechs Prozent reduziert wird, beträgt für Wohngebäude ab dem 1. Juli noch 249 Euro je Kilowatt Peak. Nicht nur Dach-Eigentümer profitieren von der Förderung, auch Mieter, die nur einzelne Module am Balkon anbringen können. Die als Balkonsolaranlagen werden mit bis zu 320 Euro gefördert, München-Pass-Berechtigte erhalten sogar bis zu 400 Euro.“
